Die drei S

Die drei S

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Eine Kolumne von Berthold W. Haerter, Pfarrer in Oberrieden, über das Motto der Heilsarmee in Zeiten des Coronavirus.

Die rasante Verbreitung des Coronavirus beschäftigt viele von uns. Wenn Sie diesen Artikel lesen, ist die Situation anders als zum Zeitpunkt des Schreibens. Soll ein Theologe sich überhaupt zu diesem Thema äussern? Wenn mir die Menschen und mein Beruf «Diener am göttlichen Wort» für diese Menschen zu sein wichtig sind, dann ja.

So denke ich an die drei S, das Motto der Heilsarme: Suppe, Seife, Seelenheil. Seit der Gründung dieser Freikirche, die viele von uns hauptsächlich durch die Topfkollekte in der Adventszeit wahrnehmen, handeln ihre Mitglieder danach. Die drei S können uns auch jetzt helfen, mit unserer momentanen Situation zu leben.

Seife, da denke ich an Hygiene und klare Strukturen, die wir einhalten müssen. Das BAG und die Medien weisen uns verstärkt darauf hin. Es ist gut aus Liebe zum anderen danach zu leben. Suppe heisst «die elementaren Grundbedürfnisse eines Menschen zu sichern.» In unserem Fall bin ich Gott dankbar, dass wir in einem Staat leben, in dem kaum ein Mensch vergessen geht. Keiner von uns wird wegen des Coronavirus verhungern oder verdursten. Auf das Seelenheil, meine ich, sollte jeder von uns jetzt bei sich und besonders bei seinem Nächsten achten. Seele bedeutet mehr als was man populistisch mit Teil des menschlichen Wesens bezeichnet. Die Seele ist mein Ich, meine Person, mit meinen Nuancen von Innerlichkeit und Lebenskraft. Seele, das bin ich als ganzer Mensch, wie Gott mich gewollt hat.

Das wir anderen Menschen Beachtung schenken, gerade denen, die unsicher sind, isoliert beziehungsweise allein leben, sehe ich als zutiefst christliches Wirken in unserer Gesellschaft. Es ist wichtig, mit ihnen jetzt Kontakt aufzunehmen. Um sich an diese Menschen zu erinnern, dafür habe ich einen kleinen Zettel auf meinem Pult zu liegen. Fast jeden Tag schaue ich die Namen an. Als Christ bete ich für sie. Beten heisst, dass ich Gott bitte, er möge mit seinen Möglichkeiten an ihnen wirken. Selten bin ich bisher enttäuscht worden. Und dann schreibe ich selbst einmal einen Gruss per Mail, WhatsApp, von Hand oder rufe an. Wenn jeder von uns dies tut, dann tun wir etwas für das Seelenheil anderer und andere tun es für uns.

Autor
Quelle: Zürichsee Zeitung online (06.03.2020)

Publiziert am
12.3.2020