Die Kirche ist auch bald eine Brocki

Die Kirche ist auch bald eine Brocki

Die Majore Katharina und Peter Hauri leiten die Heilsarmee Aargau Süd.
Die Majore Katharina und Peter Hauri leiten die Heilsarmee Aargau Süd.
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In Reinach ist ein grosser Neubau geplant: Erstmals in der Schweiz werden alle Bereiche der Heilsarmeearbeit vereint.

Die Gottesdienste der Heilsarmee Aargau Süd sind beliebt. Rund 60 bis 80 Personen besuchen im Schnitt die Versammlungen an der Reinacher Stumpenbachstrasse. Der Saal ist längst zu klein geworden. Die Versammlungen werden in einem Zirkuszelt abgehalten - was mit Schweissperlen im Sommer und dicken Mänteln im Winter verbunden ist, wie Majorin Katharina Hauri sagt, die zusammen mit ihrem Mann Peter unlängst die Korpsleitung übernommen hat.

Jetzt ist in der Raumfrage Entspannung in Sicht. Seit Montag liegt das Baugesuch für einen 7,5 Millionen Franken teuren Neubau an der Wiesenstrasse öffentlich auf. Zwischen Pneuhaus Blöchlinger und den WSB-Gleisen sollen aber nicht nur Gottesdienste stattfinden. Die Heilsarmee plant ein Zentrum, in dem alle drei Bereiche ihrer Arbeit unter einem Dach vereint werden. Damit geht man in Reinach neue Wege. Der geplante Neubau ist schweizweit das erste Projekt dieser Art.

Zweistöckige Brocki
Im fast 70 Meter langen und 23 Meter breiten Gebäude sollen neben einem Versammlungssaal mit Sitzplätzen für rund 120 Personen auch diverse Nebenräume für die Kinder- und Jugendarbeit sowie eine Cafeteria entstehen. Auch wird der ganze Sozialbereich integriert. Dazu gehört die Notunterkunft, die von heute einem auf künftig zwei Plätze aufgestockt wird. Hier finden Menschen Unterschlupf, die kurzfristig ein Dach über dem Kopf brauchen. Weiter sind das integrierte Wohnen, die Sozialberatungsstelle und die Lebensmittelabgabe Teil des Sozialbereichs.

Der dritte Bereich, die Brockenstube, wird sich über zwei Etagen erstrecken und eine Verkaufsfläche von 1300 Quadratmetern umfassen. Da diese Zahl die in der Wohn- und Gewerbezone zulässige Obergrenze von 500 Quadratmetern massiv überschreitet, war Teilrevision der Nutzungsplanung nötig. Diese genehmigte die Gmeind vor Jahresfrist. Die Zugänge für die Zentrumsbesucherinnen befinden sich auf der Westseite (Pneuhaus). Dort ist ein grosszügiger Vorplatz mit Bäumen und 42 Parkplätzen sowie Velounterstand geplant. Noch ist der Kanton Aargau Eigentümer des Grundstücks. Es besteht jedoch ein Vorvertrag. Der Kaufvertrag wird ausgelöst, wenn ein rechtskräftiges Baugesuch vorliegt. Diesem Ziel ist die Heilsarmee mit der Baueingabe jetzt ein grosses Stück näher gekommen.

«Für mich gehören Kirche und Soziales einfach zusammen»
Seit Anfang Juli steht das Heilsarmee-Korps Aargau Süd unter neuer Führung. Die Majore Katharina und Peter Hauri haben die Nachfolge von Angelika und Björn Marti angetreten, die nach elf Jahren eine neue Aufgabe in Biel übernommen haben. «Wir fühlen uns sehr wohl in Reinach und freuen uns enorm auf das neue Gebäude», sagt Katharina Hauri. Dieses Pilotprojekt zu begleiten, bedeute ihr viel: «In Ecuador, wo wir sechs Jahre tätig waren, ist ein Korps immer mit einem Sozialwerk verbunden. Für mich gehören Kirche und Soziales einfach zusammen.» Das Ehepaar Hauri war vor seinem Umzug nach Reinach zwölf Jahre in Gurzelen tätig.

Autor
Quelle: Aargauer Zeitung / Aarau-Lenzburg-Zofingen (31.08.2017)

Publiziert am
5.9.2017