Gott gibt ein Fest

Gott gibt ein Fest

Freude am Evangelium.
Freude am Evangelium.
© Gabrielle Glodek / Lizenzfrei

Sobald wir in Jesu’ Nähe kommen, fängt unser Herz zu glühen an. Diese Liebe ist es, die manche Verlorene zur Umkehr ruft.

Vor einigen Wochen hatte ich einen Traum: Ich sollte ein grosses Fest mit Catering organisieren. Doch ich war zu spät dran, hatte die falschen Zutaten bestellt und zu wenig Geld.

Unaufgefordert begannen die Köche ihre Arbeit und verwendeten die teuersten und besten Zutaten. Ich wollte sie aufhalten, doch sie riefen mir bloss zu, ich soll schon mal die Gäste holen. Ich rannte los, aber es kamen nur einige schmutzige Säufer ins prächtig dekorierte Lokal. Ich war so beschämt!

Nach dem Aufwachen, wurde mir klar: Wir rufen Menschen zu Jesus, aber Gott selber deckt den Tisch und dabei ist ihm nur das Beste und Teuerste gut genug. Es ist sein Fest, nicht das unsere. Und es sind seine Gäste.

Den Bedürfnissen entsprechen
Den Hungrigen hat Jesus gespeist, den Blinden sehend gemacht, dem Fragenden das Königreich erklärt. Auch wir wollen den Menschen in Warschau dort begegnen, wo sie sind - und nicht wo wir sie haben möchten. Ist den Obdachlosen kalt, dürfen sie sich bei uns aufwärmen. Später merken manche von ihnen, dass sie bei uns Freundschaften knüpfen können. Vorsichtig strecken einige irgendwann ihre Nase in einen Gottesdienst. Sie brauchen lange, um Vertrauen zu fassen. Umso schöner ist es dann, wenn sie - wie unser Freund Wiesiek - eines Tages bezeugen: „Hier habe ich erfahren, dass ein anderes Leben möglich ist.” Zu Gottes Ehre hat er aus Abfallholz ein Kreuz für’s Korps kreiert.

Auch die Bedürfnisse der Eltern, deren Kinder unseren Hort besuchen, sind Anfangs nur praktischer Natur. Doch erfahren sie bei uns nicht bloss Unterstützung in der Kindererziehung, sondern spüren auch Verbindlichkeit. So durfte nun ein erster Hauskreis von Eltern entstehen.

Menschen ernst nehmen
Ob wir nun draussen Suppe und Brot verteilen, ob wir mit den Kindern Hausaufgaben machen, ob wir in der Bibelstunde die Gnade weitergeben oder Sonntags predigen - alles soll getränkt sein von Jesu Liebe. Dies bedeutet auch wirkliches Interesse für die Menschen: Namen kann ich mir nur schwer merken, aber ich erinnere mich, wer über offene Beine geklagt hat, ich sehe, wenn jemand stark abgenommen hat und ist ein Besucher besonders schweigsam, setze ich mich zu ihm. Wir wollen die Menschen ernst nehmen. Es sind nicht einfach nur „Kinder”, „Eltern” oder„Obdachlose”, sondern Menschen mit Namen und Geschichten, Menschen, für die wir rechenschaftspflichtig sind.

Beschwerliche Nachfolge
So kommt es nicht selten vor, dass sich Leute von der Strasse bei uns bekehren. Doch ihr kriminelles und suchtgeprägtes Umfeld lässt Frischbekehrte oft in alte Verhaltensmuster zurückfallen. Da war zum Beispiel M., der eines Sonntags unter Tränen sein Leben Jesus übergab. Innerhalb kürzester Zeit wurde er zu einem blendenden Zeugnis für viele andere Obdachlose - um nach zwei Monaten wieder abzutauchen.

Da war auch J., der eines Sonntags vor allen Anwesenden aufstand und mit und mit lauter, verschlagener Stimme bekannte: „Jesus ist mein Heiland!”. Einige Monate später hat er sich im Alkoholrausch erhängt. Viele Bekehrte schaffen den Weg der Nachfolge nicht. Das ist vielleicht anderswo nicht anders, doch weniger offensichtlich.

„Gott lädt uns ein zu seinem Fest, lasst uns geht und es allen sagen, die wir auf dem Wege sehn”, heisst es in Manfred Siebalds altem Lied. Das tun wir! Und dabei wollen wir allein auf Ihn hören, um nicht in schädlichen Aktivismus oder in Mutlosigkeit zu verfallen. Es ist Gottes Fest, wir geben die Einladung nur weiter.

Autor
Auxiliar-Kapitänin Gabrielle Glodek

Publiziert am
7.2.2017