Heilsarmee macht Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt

Heilsarmee macht Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt

© Alexander Egger / Limitierte Rechte

Die Heilsarmee informiert über das Integrationsprojekt handsON.

Ibraim ist aus Afghanistan geflüchtet – über die Türkei, Griechenland und Deutschland kam er in die Schweiz. In seiner Heimat hat er auf dem Feld gearbeitet, manchmal Schmiedeaufträge erledigt. Von HandsON erhofft er sich, in der Schweiz eine Arbeit zu finden. Ob er einst zurückgehen wolle? – „Wo zurückgehen?“ antwortet er – „da ist alles kaputt.“
Ibraim ist einer der rund 40 Interessenten, die gekommen sind, um in der grossen Fabrikhalle im Berner Liebefeld vom HandsON-Projekt zu hören. Die meisten – rund 35 Männer und 6 Frauen – sind aus Afghanistan oder Eritrea geflüchtet.

Noch fehlen die Pulte, Stühle und Werkstattplätze, aber das Material steht bereit. Handanlegen ist gefragt – HandsON im eigentlichen Sinn.
„Wir starten hier von Null“, bestätigt Beat Habegger, Leiter des Pilotprojekts HandsON. „Am 6. Juni beginnen wir mit der Herstellung der Pulte und der Einrichtung der Lagerhalle.“

Mit Kopf und Hand
Das Heilsarmeeprojekt hat zum Ziel, Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen fit zu machen für eine Ausbildung oder den Arbeitsmarkt. Beat Habegger: „Neben dem Erreichen des Deutschzertifikats werden die rund 30 Teilnehmenden ihre Mathematik- und Computerkenntnisse verbessern und zudem Arbeitserfahrung sammeln.“ Im Fokus der HandsOn-Fabrik stehen somit das Erlernen von Schlüsselkompetenzen und das Heranführen an die Schweizer Arbeitswelt durch praktisches Arbeiten in der hauseigenen Werkstatt.

Unterstützung durch Job Coaches
Um mit dem hiesigen  Arbeitstempo vertraut zu werden, lernen und arbeiten die Teilnehmenden für jeweils 20 Wochen von Montag bis Freitag in der Lagerhalle im Liebefeld. Bei vorläufig aufgenommenen Personen (Ausweis F) mit dem Sprachniveau A2 kommen Job Coaches ins Spiel. Michael Liechti, Job Coach bei der Heilsarmee Flüchtlingshilfe: „Wir helfen Bewerbungen zu schreiben, Telefonate zu erledigen und Vorstellungsgespräche zu führen. Mit unseren Kontakten zu Arbeitgebern werden wir versuchen, die HandsOn-Absolventen zu vermitteln.“ Voraussetzung seien – neben dem so wichtigen Deutschzertifikat – Motivation, Engagement und die Auseinandersetzung mit der beruflichen Zukunft.

Schneiden, messen, nähen
Auch ein erster Arbeitsauftrag liegt bei HandsON vor: 30‘000 Einkaufstaschen warten auf ihre Herstellung. Das Material – ausgediente Blachen – muss HandsON noch zugesagt werden. Jonathan Wüthrich, Werkstattchef HandsON: „Die Taschen entstehen im Auftrag der Heilsarmee Brocki, deren grosses Anliegen das Recyceln und Wiederverwenden ist. Da passen die Taschen aus alten Werbebannern bestens dazu.“

Vorhandenes Potenzial nutzen
Beat Habegger ist überzeugt, dass mit der Zeit weitere Produkte hinzukommen: „Alle Teilnehmenden haben Stärken. Mit den vorhandenen Fähigkeiten und Handfertigkeiten lassen sich bestimmt weitere Produkte herstellen.“

Am 10. Juli beginnt die zweiwöchige Einführung, dann geht es für die Männer und Frauen los, die bei HandsON aufgenommen sind.

 

 

Autor
Elsbeth Cachelin

Publiziert am
22.5.2017