Heilsarmee schärft den Blick auf die Problematik unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge

Heilsarmee schärft den Blick auf die Problematik unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge

© Melvin "Buddy" Baker, flickr.com / Lizenzfrei

Kinder auf der Flucht sind vielen Gefahren ausgesetzt. Die Heilsarmee sucht nach Lösungen.

Das EU Affairs Office der Heilsarmee in Brüssel kritisiert das Europäische Asylsystem.

Zum Hintergrund: Grossbritannien krebst zurück von seinem Versprechen, sich um 3000 unbegleitete Minderjährige zu kümmern und will 350 Kinder weniger aufnehmen. Ungarn liess kürzlich verlauten, es werde Flüchtlinge in Containerdörfer festhalten. Selbst die EU empfiehlt ihren Mitgliedstaaten, Flüchtlinge festzuhalten oder wo nötig zurückzuschicken, und argumentiert, dass sofortige Festnahmen, ein längeres Festhalten und Zwangsrückschaffungen abschreckende Wirkung zeigen. Dass diese Massnahmen gegen die Menschenrechte verstossen, werde dabei ausser Acht gelassen, so das EU Affairs Office.

Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung im Dienst an den Mitmenschen kann die Heilsarmee dem Festhalten von Kindern nicht zustimmen. Unbegleitete Minderjährige müssen in ein Umfeld der Fürsorge und der Sicherheit gestellt werden, was ein viel wirksamer und mitfühlenderer Weg ist.

Herausforderung Familienzusammenführung

In Schweden, Griechenland und Grossbritannien arbeitet die Heilsarmee eng mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen und Migranten zusammen. Sie dokumentiert die Bedingungen und Gefahren, denen diese Kinder ausgesetzt sind. Die Sicherzeitszonen in Griechenland platzen aus allen Nähten. Die Heilsarmee als Partnerin der Internationalen Organisation für Migration bemüht sich um Lösungen.

Die Heilsarmee in Grossbritannien schildert, dass aufgrund des akuten Mangels an Sozialarbeitern Familienzusammenführungen eine immense Herausforderungen darstellen. Italien, Griechenland und Frankreich verfügen über je eine einzige Stelle, die sich um die Zusammenführung Tausender Kinder mit ihren Familien in Grossbritannien kümmert. Oft werden die Kinder mit Angehörigen ihrer erweiterten Familie zusammengeführt, die sie überhaupt nicht kennen. Die Heilsarmee kritisiert auch das Fehlen langfristiger Begleitung nach der Zusammenführung sowie von Unterstützung beim Lernen der Landessprache, bei der Ausbildung sowie in Fällen von psychischer Belastung oder posttraumatischen Störungen.

In Schweden engagiert sich die Heilsarmee unter anderem in einem Pilotprojekt, das Angehörigen der Armee und der Polizei, Mitarbeitern, Freiwilligen und Eltern eine spezielle Ausbildung zum Schutz der Kinder anbietet.

Das EU Affairs Office der Heilsarmee in Brüssel hat einige dieser Anliegen aufgegriffen und am Europäischen Migrationsforum vorgebracht. Zahlreiche weitere Anliegen der Heilsarmee in Schweden, Grossbritannien und Griechenland sind zuhanden der EU-Partner schriftlich eingereicht worden.

 

Autor
Regionaloffizier Mike Stannett, Major

Publiziert am
15.3.2017