"Ich dränge niemandem meinen Glauben auf, aber für mich ist er wesentlich"

"Ich dränge niemandem meinen Glauben auf, aber für mich ist er wesentlich"

Major Peter Hauri
Major Peter Hauri
© André Chatelain / Lizenzfrei

Major Peter Hauri, Korpsoffizier der Heilsarmee Aargau Süd, teilt seine Gedanken in der Rubrik "So sehe ich das" der Schweizer Familie.

"Mich fasziniert der Vertrauensbonus, den wir geniessen, gerade auch bei Jungen, die nicht religiös sind. Die Heilsarmee ist eben mehr als eine Topfkollekte mit Liedern zur Gitarre. Sie ist ein grosses Sozialwerk, ein gemeinschaftliches Unterwegssein. Auf diesem Weg ist die Bibel meine Zapfstelle für den Tank, der ab und zu gefüllt werden will. Hier im Wynental haben wir eine grosse Anzahl Arbeitsplätze in der Industrie verloren.

Viele Menschen leben in sehr schlechten finanziellen Situationen. Deshalb geben wir zweimal wöchentlich Lebensmittel ab - und das mitten in der Schweiz. An ausgesteuerte Arbeitslose etwa. Oder alleinerziehende Mütter. Die Peanuts der Sozialhilfe reichen manchmal halt wirklich nicht.

Man versteht Armut oft als Mangel an materiellen Gütern. Aber ich glaube, Armut ist in erster Linie durch zerbrochene Beziehungen bedingt. Die zerbrochene Beziehung zu uns selbst, zum Gegenüber, zur Gesellschaft oder sogar zu dem Land, in dem wir leben. Ich kümmere mich bei der Arbeit darum, dass die Menschen in ihren Beziehungen heil werden. Vor allem in der Beziehung zu sich selbst, aus der das Selbstwertgefühl herkommt.

Ich will erreichen, dass jemand Hilfesuchendes sagt: «Doch, ich schaffe es.» Dass er sich wieder etwas zutraut. Den Termin mit dem Hausarzt macht, den Kurs im Begleitprogramm wahrnimmt, das Vorstellungsgespräch wagt. Oder im familiären Bereich: Vielleicht muss das Paar auseinandergehen, aber beide sollten sich trotzdem in die Augen sehen können, wenn sie sich im Coop begegnen.

Ich dränge niemandem meinen Glauben auf. Aber für mich ist er wesentlich, denn ich bin bei der Arbeit auf Eingebungen angewiesen. Immer wieder erlebe ich sie wie einen Lichtstrahl, der mich von oben durchdringt. Ein Geschenk Gottes. Er kümmert sich um uns, weil wir nach seinem Wesen geschaffen sind. Und weil wir nach seinem Wesen geschaffen sind, kümmern wir uns umeinander."

Peter Hauri (54), ist seit über 30 Jahren  bei der Heilsarmee. Zusammen mit seiner Frau Katharina leitet er das Korps Aargau Süd. Peter Hauri arbeitet auch bei der Internationalen Entwicklung dr Heilsarmee. Der dreifache Vater wohnt in Reinach AG.

Autor
Quelle: Schweizer Familie (09.08.2018)

Publiziert am
9.8.2018