Mit Empathie und Energie in die Zukunft

Mit Empathie und Energie in die Zukunft

Eindrücke von der Führungsschulung vom 23. Januar in Bern.
Eindrücke von der Führungsschulung vom 23. Januar in Bern.
© Livia Hofer / Lizenzfrei

Inklusion stand im Zentrum der Führungsschulung des Heilsarmee-Sozialwerks vom 23. und 24. Januar in der Berner Curling Bahn Allmend.

Inklusion, zu Deutsch Teilhabe, ist ein Schlüsselbegriff der sozialen Arbeit. Er stand im Zentrum der Führungsschulung des Sozialwerks vom 23. und 24. Januar in der Berner Curling Bahn Allmend.

Inklusion bezeichnet die Möglichkeit, die jeder Mensch haben muss, um im vollen Umfang an der Gesellschaft teilzuhaben. Doch Teilhabe – das Gegenteil von Ausgrenzung – fällt einem meist nicht in den Schoss. Sie muss dort, wo soziale Arbeit geleistet wird, gewollt, angestrebt, erarbeitet und gepflegt werden – etwa im Asyl- und Flüchtlingsbereich, bei der Betreuung von Senioren, Kindern, Jugendlichen, Randständigen und Menschen mit psychischen Problemen oder körperlichen Beeinträchtigungen.

Zugehörigkeit praktizieren
Um Rückschlüsse über das Stattfinden von  Inklusion an Standorten der Heilsarmee zu gewinnen, wurde der Theologe Oliver Merz mit der Forschungsarbeit „Inklusion und Teilhabe“ betraut. Den Schlussbericht präsentierte er an der Führungsschulung des Sozialwerks. Für seine Arbeit hatte Merz Interviews mit insgesamt 40 Personen aus diversen sozialen Institutionen und Korps der Heilsarmee geführt. Zum Fazit des Berichts gehören folgende Punkte:

  • Inklusion wird an den Standorten der Heilsarmee weitgehend erfolgreich praktiziert. Die Heilsarmee hätte darüber hinaus das Potenzial, Einfluss zu nehmen, damit Inklusion in der Gesellschaft insgesamt verstärkt wird. Dieses Potenzial liegt aber teilweise noch brach. Ihre Rolle als Inklusionshelferin kann die Heilsarmee nur dann einnehmen, wenn sie sich um eine grössere Vernetzung mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bemüht.
  • Inklusion kann nur dort stattfinden, wo Mitgefühl und Empathie, der Wille und die Bereitschaft zur Teilhabe sowie Flexibiliät und Kreativität zur Umsetzung vorhanden sind. Diese Haltung muss, bevor sie Mitarbeitenden und Klienten abverlangt wird, von der Führung vorgelebt werden.
  • Diverse Kriterien können Inklusion verhindern. Dazu gehören eine restriktive Gesetzgebung, fehlende finanzielle Mittel, Zeitdruck, kulturelle Ressentiments und Hindernisse gebäudebaulicher Natur.
  • Mit Inklusion ist nicht nur die Zugehörigkeit aller Personen innerhalb eines Standorts gemeint, sondern auch die Zugehörigkeit der Institution zur Gesellschaft. Letztere kann gefördert werden, in dem sich die Institutionen hin zur Gesellschaft öffnen und beispielsweise zu Orten der Begegnung werden.

Am gleichen Strick ziehen 
Ferner widmete sich die Führungsschulung den fünf Strategiezielen des Sozialwerks für die Periode von 2019 bis 2023. Wünschenswert sei, dass nicht jede Abteilung für sich, sondern die Heilsarmee als Gesamtorganisation eine integrale Strategie verfolge, so Daniel Röthlisberger, Leiter Abteilung Sozialwerk. „Wenn wir die Kräfte bündeln, haben wir mehr Energie.“

Die ersten beiden Strategieziele betreffen die Positionierung der Heilsarmee als „betende  Organisation, die das Evangelium in Wort und Tat verkündet“, so Röthlisberger. Darin angestrebt wird die Identifikation der Heilsarmee anhand klarer christlicher Konzepte sowie das Ineinanderfliessen von sozialdiakonischen und öffentlich finanzierten Angeboten.

Die drei weiteren Strategieziele betreffen den ganzheitlichen Ansatz, von welchem alle Klienten in den Strukturen der Heilsarmee profitieren sollen. Es sind dies der Bereich Teilhabe, das Angebot an Wohnformen sowie der Zugang zu Bildung und Arbeit. Diese Aspekte bilden die Stossrichtung des Sozialwerks und werden von einer Grafik mit vier Quadraten und einem Triangel visualisiert (siehe Bild). 

Nach der Präsentation der Strategiezielen waren die insgesamt 100 teilnehmenden Führungskräfte des Sozialwerks gefordert, die Ziele zu diskutieren. Daniel Röthlisberger betonte, wie wichtig es sei, dass alle die Strategieziele mittragen. „Indem Sie sich kritisch damit auseinandersetzen, erhalten die Strategieziele Kraft.“ Der belebten Diskussion in Gruppen und der Auswertung der Ergebnisse wurde viel Zeit eingeräumt. Ebenso hatten alle Anwesenden die Möglichkeit, auf der neuen App „sli.do“ zu allen Strategiezielen anonyme Fragen zu stellen.

Erleben, reflektieren, führen
Weiter arbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Führungsschulung an den Führungsgrundsätzen des Sozialwerks. Während im vergangenen Jahr der Grundsatz „Ich begegne mit Wertschätzung“ thematisiert wurde, kamen heuer zwei weitere Grundsätze zum Zug, deren Kernbotschaft unter anderem von einprägsamen Videoclips übermittelt wurde:

  • „Ich schenke Vertrauen“: Andere Menschen befähige ich, indem ich ihnen mein Vertrauen schenke, ihnen Aufgaben übergebe und davon ausgehe, dass sie diese gut erfüllen.
  • „Ich pflege Beziehungen“: Ich suche den regelmässigen Kontakt und pflege berufliche Beziehungen. Dabei bin ich nahbar, offen und ehrlich zu mir selbst und zu anderen.

Zusammen mit Moderator Michel Sterckx reflektierten die Teilnehmenden anschliessend die beiden Führungsgrundsätze und reicherten diese mit persönlichen Erfahrungen an.
 

Autor
Livia Hofer

Publiziert am
26.1.2018