«Dass es in der Schweiz keine Armut gibt, ist einfach nicht wahr»

«Dass es in der Schweiz keine Armut gibt, ist einfach nicht wahr»

© Screenshot Telebasel / Lizenzfrei

Doku-Film "Im Spiegel": Obdachlose erzählen ihre Geschichte, u.a. Lilian Senn, einst im Frauenwohnhaus Basel.

Der Doku-Film «Im Spiegel» erzählt die Geschichte von vier Obdachlosen. Sie heissen Urs, Markus, Aaroldt und Lilian. Sie leben auf der Strasse, unter Brücken, nächtigen oft in Notschlafstellen und schlagen sich von Tag zu Tag aufs Neue durch.

Die Baslerin Anna Tschannen führt seit zehn Jahren einen mobilen Coiffeur-Salon. Dort schneidet sie Obdachlosen die Haare und hört zu. Der Doku-Film «Im Spiegel» zeigt Hoffnungslosigkeit, geplatzte Träume und tragische Schicksale, aber auch Dankbar- und Fröhlichkeit.

Tragische Kindheit, Burnout, obdachlos
Die Schicksale der vier Protagonisten stehen stellvertretend für viele Geschichten. «Ich oute mich jetzt, weil ich finde, dass wir irgendwann das Schweigen brechen müssen, dass es in der Schweiz keine Armut gibt. Das ist einfach nicht wahr», sagte Lilian Senn am Abend der Vorpremiere zu Telebasel.

Sie landete nach einer tragischen Kindheit und einem späteren Burnout auf der Strasse. Davor war sie eine «normale» berufstätige Mutter und Ehefrau. Mit ihrer Geschichte setzt sie aber auch ein Zeichen. «Ich möchte mit ganz normalem Haupt durch die Strasse gehen, ohne angepöbelt, ausgelacht, verachtet oder angespuckt zu werden.»

«Nun sind die festen Verpflichtungen wieder da»
Senn lebte viereinhalb Jahre auf der Strasse, hat erst seit anderthalb Jahren wieder eine Wohnung. Während dieser Zeit habe ihr der Verein «Gassenarbeit Schwarzer Peter» sehr geholfen. «Sie bieten eine soziale Beratung an und sind mit anderen Institutionen gut vernetzt», sagte die ehemals Obdachlose. Geholfen habe ihr aber auch das Frauenwohnhaus der Heilsarmee Basel.

Hier lesen Sie mehr, sehen ein Interview mit Lilian Senn und den Trailer zum Doku-Film "Im Spiegel"

Autor
Quelle: Telebasel (17.01.2020)

Publiziert am
20.1.2020