«Weihnachtsbesinnlichkeit das ganze Jahr»

Die Weihnachtstage sind vorüber – auch im Könizer Heilsarmee-Wohn- und Werkstätten Buchseegut. Während einige der rund 50 Bewohner ihre Familien besuchen, bleiben nicht wenige von ihnen in ihrer gewohnten Umgebung. «Für sie organisieren wir über die Festtage verschiedene Aktivitäten wie Lotto, Go-Kart-Fahren und andere Ausflüge», erzählt Claude Gafner, Bereichsleiter Wohnen.

Zudem gab es vor zwei Wochen ein Weihnachtsfest. «Es war ein sehr schöner Abend, wir haben Lieder gesungen und es gab eine kurze Predigt für die Besinnlichkeit.» Diese würde sich Gafner auch unter dem Jahr wünschen: «Weihnachten ist etwas Spezielles, das man feiern sollte. Trotzdem sollte eine christliche Haltung nicht nur an Weihnachten spürbar sein, sondern fest im Alltag verankert sein. Hoffnung ist für uns zentral – im konkreten Sinne auf die Umstände der Bewohner bezogen, aber auch im Sinne christlicher Spiritualität, weil es die Hoffnung ist, die uns trägt.»

Gafner ist seit 1,5 Jahren der Leiter des Wohnbereichs des Buchseeguts, davor war er Betreuer und während seines Studiums Nachtwächter – insgesamt ist er bereits 14 Jahre hier. Gemeinsam mit 15 Betreuern umsorgt er hier Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen wie Wahnstörungen, Depressionen oder einer schweren Alkoholsucht. Die Buchseegut-Betreuer leisten quasi eine Rundum-Betreuung: Wohnen, Kleider kaufen, Taschengeld auszahlen, Ferienplanung, Freizeitprogramm. «Wir helfen bei allem, was zum Leben und Wohnen dazugehört – je nach Fähigkeiten und Wünschen des Patienten.» «Psychisch Kranke haben Schwierigkeiten mit Veränderungen», so Gafner. «Deshalb möchten wir ihnen hier ein ruhiges und stabiles Umfeld bieten.»

Genesung meist nicht realistisch
Dies ist insbesondere auch für die psychische Gesundheit der Bewohner elementar. «In den meisten Fällen ist eine vollständige Genesung keine realistische Option ist. Unser Ziel ist es, den Zustand eines Patienten stabil zu halten, um seine Lebensqualität zu erhalten. Damit er ein gelungenes und sinnerfülltes Leben führen kann», so Gafner.

Bei Personen, die ein hohes Integrationspotenzial zeigen, wird aber klar versucht die Selbstständigkeit zu fördern. Zu diesem Zweck hat das Buchseegut mehrere Wohnungen in Köniz angemietet – auch wenn diese nicht so stark genutzt werden, wie man meinen würde. «Unser Bestand übersteigt meist die Nachfrage. Unsere Patienten leben lieber bei uns im Wohnheim», so Gafner. «Dennoch ist es wichtig, dass wir unseren Bewohner diese Möglichkeit anbieten können. Eine Einschränkung sollte nicht definieren, wie man lebt.»

Diese Tendenz widerspricht dem politischen Trend zum selbstbestimmten Wohnen in den eigenen vier Wänden. Darum ist sich Gafner sicher: «Auch in Zukunft wird es Wohnheime wie das Buchseegut geben, da es immer Menschen geben wird, die dieses Gemeinschaftsgefühl nicht missen wollen.»

Autor
Quelle: nau.ch (01.01.2020)

Publiziert am
3.1.2020