Das Herz für Gott, die ausgestreckte Hand für die Menschen

Das Herz für Gott, die ausgestreckte Hand für die Menschen

Die Kommissäre Jane und Massimo Paone / Les commissaires Jane et Massimo Paone
Die Kommissäre Jane und Massimo Paone / Les commissaires Jane et Massimo Paone
© L. Geissler / Limitierte Rechte

Die Kommissäre Massimo und Jane Paone blicken zurück auf ihre Zeit als Territorialleiter der Heilsarmee Schweiz, Österreich & Ungarn.

Kommissäre Paone, wie kam es dazu, dass Sie Heilsarmee-Offiziere wurden?
Kommissär Massimo Paone: Ich bin im Korps Neapel aufgewachsen, doch für mich war die Heilsarmee nie rein «italienisch». Es  faszinierte mich immer, wenn uns ausländische Offiziere und Salutisten besuchten und den Herrn mit uns im Gottesdienst anbeten wollten! Bald verstand ich, dass ich Teil einer internationalen Bewegung bin. Als mich Gott in den hauptberuflichen Offiziersdienst rief und ich ihm mit Ja antwortete, war es für mich ein klarer, präziser und endgültiger Ruf: Alles hinter mir zu lassen, um Jesus nachzufolgen, was auch immer es kosten würde. Ich habe ihm vertraut, und er hat mich in den 43 Jahren meines aktiven Dienstes niemals enttäuscht.

Kommissärin Jane Paone: Meine Offiziers-Eltern, die sich voll und ganz dem Herrn verpflichtet hatten, waren mir hervorragende Vorbilder. Sie dienten Gott und dem Menschen mit Liebe, Freude und einer Einfachheit, die anziehend wirkte. Meine persönliche Berufung empfand ich als etwas, das sich langsam entwickelte. Als ich dann jedoch einmal in Italien Ferien machte, forderten mich der Glaube und der Eifer heraus, mit dem die italienischen Salutisten ihr Zeugnis ablegten. Auch ich wollte eine solche Geistestaufe erleben und betete dafür. Offizierin zu werden, war die natürliche Konsequenz, denn ich wollte Gottes Willen tun und Jesus bedingungslos nachfolgen. In meinen 38 Dienstjahren segnete mich der Herr reichlich. Und dafür bin ich dankbar.

Sie haben in verschiedenen Heilsarmee-Territorien gedient. Gibt es Gemeinsamkeiten? 
Massimo und Jane: Ja, wir hatten das Privileg eines vielfältigen Dienstes: in England, Italien (mit Griechenland), Frankreich (mit Belgien) und der Schweiz (mit Ungarn und Österreich). Den Salutisten gemeinsam ist die Abhängigkeit von Gott im Gebet, eng verbunden mit dem konkreten und mitfühlenden Handeln für den Nächsten – das Herz für Gott und die ausgestreckte Hand für die Menschen. Wir wissen, dass wir Teil desselben Leibes sind und deshalb zu Christus und zueinander gehören. Wir sind eine Bewegung, die auf lokaler, nationaler und globaler Ebene dankbar ein lebendiges Zeugnis abgibt. Die Freude über die Erkenntnis, dass wir dem Herrn angehören und dass Er es uns anvertraut hat, seine treuen Zeugen zu sein, überschreitet geografische, kulturelle und sogar sprachliche Grenzen. Die Heilsarmee ist dort stark, wo sie sich ihrer Berufung bewusst ist, notleidenden Menschen zu dienen und gleichzeitig auf dem Weg zur geistlichen Reife voranzuschreiten. Wir müssen andere nicht nachahmen, aber manchmal sollten wir unsere erste Liebe wiederentdecken: Die Freude über unsere Erlösung in Christus.

Welche Besonderheit der Heilsarmee Schweiz hat sie am meisten geprägt?
Massimo: In der Schweiz, und in unserem Territorium, gibt es nicht nur eine einzige Kultur. Und das gilt auch auf der Ebene der Heilsarmee! Trotzdem gelingt es uns, einander zu verstehen und gemeinsam am Reich Gottes zu bauen – indem wir Jesus Christus ins Zentrum stellen. Es erfüllt mich mit Freude, dass wir so offen mit unserem Credo „Suppe, Seife, Seelenheil” umgehen können – das ist nicht selbstverständlich. Diese besondere Zeit, in der wir gerade leben, bietet uns eine grosse Chance, denn die Menschen suchen nach Spiritualität. Es liegt nun an uns, unser Vertrauen auf Gott in einer verständlichen Sprache weiterzugeben.

Jane: Die Schweizer lieben die Kontrolle! Das ist zwar eine sehr menschliche Eigenschaft, aber ich habe den Eindruck, dass sei hierzulande viel ausgeprägter ist: Jeder Gottesdienst, jeder Anlass muss als Projekt in einem klaren Prozess durchgeplant sein.  Als jemand, der Spontanität lebt, musste ich lernen, diese Unterschiede zu akzeptieren und gleichzeitig bereit zu bleiben, der Stimme des Heiligen Geistes zu gehorchen. Etwas, was wir in den vergangenen Monaten mit der Pandemie gelernt haben, ist: Wir können nicht alles kontrollieren. Das letzte Wort hat immer Gott!

Was planen Sie für Ihren Ruhestand?
Massimo und Jane: Wenn alles gut geht, werden wir nicht weit vom Meer entfernt in einer Wohnung in Eastbourne, England leben. Wir wollen für einige Monate ein Sabbatical einlegen, um, so es der Wille Gottes ist, einige Reisen unternehmen. Das ist ein neuer Anfang für uns und wir vertrauen ganz auf Gott! Wir zählen immer auf ihn und glauben an sein Versprechen in Jesaja 26,3-4: „Herr, du gibst Frieden dem, der sich fest an dich hält und dir allein vertraut. Ja, vertraut dem Herrn für immer, denn er, unser Gott, ist ein starker Fels für alle Zeiten!” Möge Gott weiterhin seinen Segen auf das Territorium Schweiz, Österreich & Ungarn legen.

Autor
Interview: Sébastien Goetschmann

Publiziert am
19.6.2020