Das letzte Wort an Ostern

Das letzte Wort an Ostern

General Lyndon Buckingham
General Lyndon Buckingham
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Osterbotschaft von General Lyndon Buckingham, Leiter der Internationalen Heilsarmee

Etliche der Hauptakteure in der Geschichte der Kreuzigung und Auferstehung von Jesus waren ganz unterschiedlicher Meinung. Aber in diesem Punkt waren sie sich einig: Die Geschichte von Jesus war vorbei. 

Pontius Pilatus glaubte, das letzte Wort über alles zu haben, was in seinem Gebiet geschah. Es war ein Gebiet der römischen Welt mit vielen Unruhen. Doch trotz der schwierigen Situation war Pilatus gewohnt, die uneingeschränkte Autorität zu haben. Wenn er entschied, dass ein unschuldiger Mann sterben musste, damit der Frieden gewahrt blieb, dann war das so. Er übergab Jesus der Kreuzigung und auf seinen Befehl hin wurde das Schauspiel der Hinrichtung am Kreuz aufgeführt. Später, nachdem er vom Tod Jesu erfahren hatte, gab Pilatus den religiösen Führern seine letzten Anweisungen. Pilatus erwiderte: „Nehmt Wachen mit und sichert das Grab, so gut ihr könnt.“ (Matthäus 27,65). Das Grab Jesu wurde gewissermassen mit einem dreifachen Sicherheitsschloss versehen: Ein grosser Stein wurde davor gerollt, ein offizielles Siegel diente als wirkungsvolle Warnung und bewaffnete Wachen überwachten es, um sicherzustellen, dass sich niemand daran zu schaffen machte. Pilatus war sich sicher, dass er die höchste Autorität in Bezug auf die Geschichte von Jesus war.

Maria, die Mutter Jesu, kannte die Qualen, wenn man einen geliebten Menschen leiden sieht. Sie hatte gesehen, wie der Widerstand gegen Jesus zunahm, und sie muss wohl Tag für Tag in Sorge gewesen sein, dass etwas Schreckliches geschehen würde. Und schliesslich wandten sich Jesu mächtige Feinde gegen ihn. Nach seiner Verhaftung kursierten wahrscheinlich Gerüchte über die Schläge, die Folter und die Demütigungen, die er ertragen musste. Sie muss sich so hilflos gefühlt haben, so gebrochen, zu wissen, dass ihr Sohn solche Schmerzen erleiden musste. Maria hätte ihr eigenes Leben gegeben, um seins zu retten, aber das war nicht möglich. Seine Mutter konnte nur bis zum bitteren Ende in seiner Nähe bleiben, weil sie nicht wollte, dass er diese letzten schmerzvollen Momente allein durchstehen musste. Sie war dort, nahe dem Kreuz, als Jesus seinen letzten Atemzug tat (Johannes 19,25). Von Verzweiflung erfüllt war Maria sicher, dass sein qualvoller Tod das letzte Kapitel der Geschichte von Jesus war.

Petrus wusste, dass sein Dienst vorbei war. Und in Wahrheit wusste er auch, dass er es verdient hatte. Schliesslich hatte er Jesus verleugnet, nicht nur einmal, nicht zweimal, sondern dreimal. Gerade als Jesus ihn am meisten brauchte, hatte er kläglich versagt. Nachdem der Hahn gekräht und Petrus sich an die Worte Jesu erinnert hatte, dass ehe der Hahn kräht, Petrus Jesus dreimal verleugnen würde, liess er seinen Kopf angesichts seines Versagens sinken und weinte bitterlich (Matthäus 26,75). Petrus war noch nie so vollkommen verzweifelt gewesen wie jetzt. Trotz des Versprechens, das er seinem Freund und Rabbi gegeben hatte, dass, auch wenn andere ihn verleugnen würden, er dies nie tun würde, hatte ein beharrliches Dienstmädchen gereicht, ihn aus der Fassung zu bringen und scheitern zu lassen. Mit der Verleugnung von Jesus war der Dienst von Petrus beendet, der in den letzten drei Jahren zu seinem Lebensinhalt und seiner Freude geworden war. Nach dem öffentlichen Sterben seines Freundes am Kreuz und dann seiner eigenen wiederholten Leugnung, zu den Jüngern Jesu zu gehören, glaubte Petrus, dass seine Rolle in der Geschichte von Jesus nun vorbei sei.

Aber die Geschichte von Jesus war nicht vorbei. Sie hatten alle eine sehr wichtige Sache vergessen: Gott hat immer das letzte Wort.

An jenem ersten Ostermorgen, als alle davon ausgingen, dass die komplette Geschichte von Jesus bereits geschrieben war, schrieb der himmlische Vater das bislang gewaltigste Kapitel. Der grosse Stein vor dem Grab wurde beiseite gerollt, das Siegel wurde aufgebrochen und die Wachen wurden von Furcht überwältigt (Matthäus 28,2-4). All dies bewies, dass weder Menschen noch Mächte auf der Erde Gott daran hindern können, dass er das letzte Wort hat. Jesus war auferstanden, wieder am Leben, und aufgrund dieser gewaltigen Wahrheit hatte sich jetzt alles verändert. Pilatus und die von ihm diktierten Umstände hatten nicht die letzte Autorität über Gottes Sohn oder seine Nachfolger. Maria konnte den Tod ihres Sohnes nicht mehr als das Ende sehen, sondern als Teil der fortlaufenden Geschichte von Gottes überwältigender Gnade für die Menschheit. Und in den Tagen danach entdeckte Petrus, dass sein Dienst nach der Verleugnung noch grösser sein würde, als er zu hoffen oder sich vorzustellen wagte (Johannes 21,15-19).

Vielleicht stehen Sie gerade vor schwierigen Situationen in Ihrem Leben. Seien Sie sich dessen sicher: Gott wird das letzte Wort haben und kein Feind oder Umstand kann sich gegen das Wort unseres allmächtigen Gottes erheben.

Vielleicht muss jemand, den Sie lieben, sehr leiden und Sie fühlen sich nicht in der Lage, seinen Schmerz zu lindern oder seine Verletzungen zu heilen. Denken Sie daran, dass Gott das letzte Wort haben wird und dieses Wort wird von Gnade und Hoffnung und dem endgültigen Sieg erfüllt sein.

Mein Gebet für Sie und für die ganze Heilsarmee ist, dass dieses Ostern von Neuem verkündet, dass die Geschichte von Jesus nicht vorbei ist, und dass Gott immer das letzte, siegreiche Wort hat. Es wird ein triumphales Wort sein, das uns daran erinnert, dass Gott grösser ist als jeder Feind, der sich ihm entgegenstellt. Es wird ein kraftvolles Wort der Gnade und der Hoffnung für die Menschen mit gebrochenem Herzen und die Verwundeten sein. Und es wird ein Wort der Wiederherstellung sein, welches uns daran erinnert, dass keine Sünde grösser ist als seine erlösende Gnade.

Gott wird das letzte Wort haben, und es wird ein Wort des Sieges sein!

Frohe Ostern, und Gott segne Sie.

Autor
General Lyndon Buckingham, Leiter der Internationalen Heilsarmee

Publiziert am
28.3.2024