Decken für Menschen in Not

Decken für Menschen in Not

© Brian Blythe flickr.com / Lizenzfrei

Die Strickgruppe Degersheim unterstützt die Heilsarmee und die Ostmission.

24 Frauen haben sich an diesem kalten, nebligen Herbsttag im Kirchgemeindehaus der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Degersheim versammelt. Auf den Tischen und den Fensterbänken stapeln sich Wollknäuel in allen Farben. Die Arbeiten des vergangenen Monats werden ausgelegt und bestaunt. «Wir treffen uns immer am letzten Donnerstag im Monat», sagt Louise Meier, die die Strickgruppe in Degersheim leitet und gleichzeitig auch die Ansprechperson ist.

Zusammen mit Barbara Huber hat sie vor 15 Jahren die Strickgruppe ins Leben gerufen. «Wir haben klein angefangen, und nun sind an jedem Treffen 20 bis 26 Frauen dabei», freut sich Meier. Sie wird unterstützt von Rosmarie Schätzle, welche zuständig ist für die Materialverwaltung und die Unterhaltung an den monatlichen
Treffen, sowie von Ruth Rot, die Kaffee und Tischdekorationen organisiert.

Decken für Menschen in Not
Die Frauen stricken und häkeln vor allem Decken, die dann gespendet werden für Menschen, die in Armut leben. Etwa zehn Jahre lang wurden die Decken nach Indien geschickt, wo sie an Bettler verteilt wurden. «Wir haben immer wieder positive Rückmeldungen aus Indien erhalten», sagt Meier. Doch nachdem die Decken aus unbekannten Gründen am Zoll zurückgehalten wurden, musste sich die Strickgruppe für ein anderes Projekt entscheiden. Seit einigen Jahren unterstützen die Frauen nun abwechslungsweise die Ostmission und die Heilsarmee. Die Decken werden nach Osteuropa, wie zum Beispiel nach Moldawien, oder auch nach Westafrika verschickt. «Heute Morgen haben wir die Decken in Kartonschachteln verpackt, die dann abgeholt wurden, um sie nach Osteuropa zu verschicken», erzählt Meier.

Die Frauen sitzen mittlerweile an den Tischen, erzählen sich Neuigkeiten und tauschen Tipps und Tricks zum Stricken aus, während sie fleissig Wolle verarbeiten. Der Grossteil der Arbeit geschieht jedoch zu Hause. Die Frauen stricken kleine, etwa 15 Zentimeter breite Quadrate, oftmals aus Wollresten, und bringen diese dann an die Treffen mit. Dort werden die Quadrate nach Farben sortiert zu Decken zusammengestellt. Meier erzählt stolz: Eine ganze Decke besteht aus etwa 60 bis 70 solchen Quadraten, die letztlich alle von Hand zusammengenäht werden müssen.

Stricken, häkeln und das soziale Umfeld pflegen
Über tausend Decken hat die Strickgruppe in den vergangenen 15 Jahren bereits angefertigt, und keine ist gleich wie die andere. Die Wolle für die Decken werde meistens gespendet, sagt Meier. Dadurch ist mit den Jahren ein ansehnliches Wolllager entstanden.

Hauptsächlich stricken die Frauen Decken, doch ab und zu werden auch Kinderkleider oder Schals gestrickt. Diese werden aber nicht gespendet, sondern an Basaren verkauft. Auch dieses Jahr hat die Strickgruppe nämlich wieder einen Stand am Weihnachtsmarkt von Wolfertswil. Dort sammeln sie mit dem Verkauf ihrer Strickarbeiten Geld, um damit den Transport der Decken zu unterstützen.

Neben dem Stricken für einen guten Zweck ist auch das soziale Umfeld wichtig für die Frauen. Der Kontakt zu Gleichaltrigen und Gleichgesinnten wird monatlich gepflegt. An den Treffen tauschen sie sich aus und plaudern bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen über dieses und jenes. Und der an diesem Nachmittag vorgelesene Reisebericht lässt gute Erinnerungen an den gemeinsamen Ausflug im Sommer aufleben. «Es herrscht eine gute Stimmung unter den Frauen», sagt Meier und wendet sich wieder ihrer Strickarbeit zu.

Autor
Quelle: St. Galler Taglatt (12.11.2019)

Publiziert am
12.11.2019