"Der Dank liegt im Herzen des christlichen Glaubens"

'Ich danke meinem Gott jedes Mal, wenn ich an dich denke...' (Philipper 1:3)

Während der letzten Monate hat COVID-19 eine Welle der Angst und Furcht entfesselt. Diese Pandemie hat jedoch auch einen bemerkenswerten Ausbruch von Dankbarkeit hervorgerufen. Was als spontane Dankesbekundungen auf italienischen Balkonen begann, hat den Globus entzündet. Ersthelfer fahren mit blinkenden Lichtern und Sirenen an Krankenhäusern vorbei, an den Fenstern kleben Notizen, die den Nachbarn ihren Dank aussprechen, Käufer hinterlassen Dankkarten für die Verkäufer im Lebensmittelgeschäft, und digitale Wände ermöglichen es dankbaren Menschen, ihre Wertschätzung auszudrücken. Eines der bemerkenswerten Merkmale dieser Pandemie ist dieser Tsunami der Dankbarkeit.

Eine Frage an die Eltern: Erinnern Sie sich, dass Sie Ihren Kindern beigebracht haben, wie wichtig es ist, sich zu bedanken? Als ein Freund Ihrem Sohn ein Bonbon anbot, standen Sie wahrscheinlich da und forderten ihn auf, "Danke" zu sagen. Als Ihre Tochter eines ihrer Geburtstagsgeschenke auspackte, warteten Sie wahrscheinlich ungeduldig, bis sie sich bei ihren Freunden bedankte. Dann kommt der magische Tag, an dem Ihr Kind sich bedankt, ohne gecoacht zu werden. Sie haben gelächelt. Viele Kulturen in unserer Welt haben jedoch die Fähigkeit verloren, Dank auszusprechen. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass wir praktisch alle Waren und Dienstleistungen mit Preisschildern versehen. Und wenn wir für etwas bezahlen, sehen wir nicht die Notwendigkeit, Dank auszusprechen. Haben Sie schon einmal in einem Restaurant gesessen und zugesehen, wie Kunden die Arbeit der Kellner kaum anerkennen? Sie nehmen unsere Bestellung auf und bringen das Essen auf den Tisch, ohne dass wir uns dafür bedanken. Sie oder er wird für diese Dienstleistung bezahlt. Warum ihnen danken? Es ist ihre Arbeit.

Der Dank liegt im Herzen des christlichen Glaubens. Aus seiner eigenen Abgeschiedenheit heraus schreibt der Apostel Paulus an die junge Gemeinde in Philippi. Diese Stadt liegt an einer wichtigen Strasse im Römischen Reich. Paulus ging hierher als Reaktion auf eine Vision und gründete eine Gemeinde. Mit wenig Unterstützung in kultureller Hinsicht dankt Paulus ihnen für ihre Partnerschaft im Evangelium. Sie tragen Paulus in ihren Herzen, und er ist überwältigt von ihrer Fürsorge. Als er seinen Brief an sie beginnt, sagt er: "Ich danke meinem Gott allezeit, wenn ich an euch denke" (Philipper 1,3-11). Dankbarkeit kennzeichnet den christlichen Glauben, denn Gottes Gabe der Errettung kann nicht auf ein Konsumgut reduziert werden. Dankbarkeit erkennt an, dass Gott ein Geschenk ist, das Gott gibt. Die Bibel nennt sie Gnade. An anderer Stelle nennt Paulus sie "die überragende Gnade Gottes" (2. Korinther 9,14).

Auf ihre eigene Weise erkennen die Dankesbekundungen unserer Welt zu dieser Zeit des COVID-19 diese Gnade an. Angestellte in Lebensmittelgeschäften werden bezahlt, aber wir wissen, dass es um mehr geht; Beschäftigte im Gesundheitswesen werden für ihre Dienste bezahlt, aber ihr Engagement geht über den Lohn hinaus. Die angemessene Antwort auf die Gnade ist Dankbarkeit, sowohl gegenüber den Menschen als auch gegenüber Gott.

Hier im Vereinigten Königreich hat uns die Geschichte des Militäroffiziers, Hauptmann Tom Moore, bewegt. Dieser Offizier, der im Zweiten Weltkrieg diente, wollte den Mitarbeitern des öffentlichen Gesundheitswesens in England seinen Dank aussprechen und beschloss deshalb, 100 Runden durch den Garten seiner Tochter zu laufen. Das Besondere daran war, dass Tom Moore diese Aufgabe erfüllte, als er sich seinem 100. Geburtstag näherte. Tom lief diese Runden als seine Art, seinen Dank auszudrücken. Die Reaktion in Grossbritannien war ziemlich bemerkenswert, ein Tsunami der Dankbarkeit gegenüber dem heutigen Oberst Tom Moore.

Wenn ich auf unsere Internationale Heilsarmee schaue, sehe ich viele Akte des aufopferungsvollen Dienstes als Reaktion auf COVID-19. Die Heilsarmee bringt Gottes Gnade in dieser besorgten Welt zum Ausdruck. Dafür danke auch ich. Während wir diese Pandemie durchleben, ist es auch klar, dass Kollegen, Freunde und Fremde ihr Leben riskieren, um für die Gesundheit und Sicherheit in unserer Welt zu sorgen. Möge unsere heilsgeschichtliche Gemeinschaft eine starke Stimme im weltweiten Chor der Danksagung sein!

Autor
General Brian Peddle, Leiter der Internationalen Heilsarmee

Publiziert am
11.5.2020