"Der ideale Ort für mich, etwas Sinnvolles zu tun"

Im März reiste ich wie jedes Jahr fuer eine Woche ins Heilsarmeekorps von Klaipeda. Ich kenne Kapitänin Annegret Gollmer noch aus der Schweiz, und Majorin Susanne Kettler-Riutkenen lernte ich bei meinem ersten Besuch vor einigen Jahren kennen. Die beiden Offizierinnen machen hier eine sehr gute Arbeit.

Nach meiner Ferienwoche gingen praktisch von einem Tag zum anderen keine Flüge mehr, und die Grenzen wurden geschlossen. Ich nahm Kontkakt mit dem Schweizer Botschafter auf, aber auch der hatte keine Lösung bereit, da sich nicht viele SchweizerInnen in Litauen aufhalten. Also zog ich vom Hotel ins Korps in den Gebetsraum, der nun schon sieben Wochen mein neues Daheim ist. Da hier, wie auch in der Schweiz, alle Geschäfte und Restaurants geschlossen waren, begannen wir, gut verpackte Sandwiches und Tee in Bechern vor die Tür zu stellen, für die Obdachlosen.

Als die Lebensmittelgeschäfte wieder geöffnet wurden, half ich beim Einkaufen. Und seit vergangener Woche ist nun auch die Kleiderbörse im Saal wieder offen. Auch dort kann ich mit Kleinigkeiten die Leute hier unterstützen: Ich desinfiziere regelmässig die Tische und das Treppenhaus, hänge die Kleitung auf uws. Da ich alles habe, was ich braucht, da die Offizierinnen sehr gut zu mir schauen und da beide Deutsch sprechen, aber schon sehr viele Jahre hier leben und auch die Landessprache beherrschen, ist dies der ideale Ort für mich, um in dieser speziellen Zeit etwas Sinnvolles zu tun.

Da ich schon pensioniert bin, muss ich mich auch nicht um meinen Arbeitsplatz sorgen. Die Menschen, die ich zu Hause regelmässig besuche, kann ich zur Zeit in ihren Heimen ja auch nicht besuchen.

Wie lange ich noch hier bleiben werde, weiss im Moment niemand. Aber so lange ich mich hier so wohl fühle und ich etwas Nützliches machen kann, ist dies für mich so in Ordnung.

Darüber hat auch die Heilsarmee in Deutschland berichtet - lesen Sie hier den Artikel!

Autor
Christine Hauri

Publiziert am
5.5.2020