Ein Gott, der sich selbst opfert

Ein Gott, der sich selbst opfert

© M Dreibelbis flickr.com / Lizenzfrei

ABC des Glaubens (1300 Zeichen)

Die Pandemie, die dieses Jahr den Planeten getroffen hat, ist radikal. Kaum jemals zuvor wurde die Menschheit mit einer solchen Wucht von einer Krankheit erfasst, die ganze Städte, ganze Länder lahmlegte und die Erde für einige Monate in einen Geisterplaneten verwandelte.

Wenn man sich die gewaltige Effizienz vor Augen führt, mit der dieses kleine Coronavirus agiert, könnte man sich eigentlich fragen, weshalb Gott sich diese Methode nicht zu eigen macht. Einfach ohne Vorwarnung mit Sack und Pack in Erscheinung treten und sich niederlassen. Manchmal wünschen wir uns einen Gott, der sich den Menschen ebenso aufdrängt und ihnen gegen ihren Willen Freude bringt – statt Krankheiten.

Aber diese Strategie hat ihre Schwächen. Der Mensch ist dafür gemacht, sich gegen Viren zur Wehr zu setzen. Natürlich braucht das Zeit, aber letzten Endes wird dieser Keim, der von unserem Körper Besitz ergreifen möchte, von unserem Immunsystem, dem Arsenal an Medikamenten und den Impfstoffen in die Ecke gedrängt werden. Der Mensch kann sich fast allem widersetzen, selbst Gott.

Und Gott arbeitet nicht wie dieses Virus, sondern er gibt uns Nahrung. Jesus sagt: «Ich bin das Brot des Lebens». Es wäre seiner nicht würdig, wenn er sich uns gewaltsam aufdrängen und uns zu seinem eigenen Vorteil ausnutzen würde. Es entspricht ihm viel mehr, sich selbst aufzuopfern und uns somit die Möglichkeit zu geben, uns ihm ohne Zwang hinzugeben ... und zu leben.

Autor
Major Jean-Marc Flückiger

Publiziert am
11.8.2020