Ein sicherer Hafen mit Blick auf den Rhein

Ein sicherer Hafen mit Blick auf den Rhein

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An der Rheingasse 80 im Kleinbasel steht eine stattliche Liegenschaft. Sie beherbergt das Männerwohnhaus der Heilsarmee.

«Wir sind kein Sozial-Hotel. Zu uns kommen Menschen in einer Notsituation.» Sandra Breiter, Bereichsleiterin Betreuung im Männerwohnhaus, bringt gleich zu Beginn des Gesprächs die Geschichte auf den Punkt. Wer im Männerwohnhaus wohnen möchte, muss eine Indikation mitbringen, sprich: bedarf einer Kostenübernahmegarantie. Jeder Mann mit IV-Rente, AHV-Rente und Sozialhilfe-Bezugsberechtigung kann an diesem Ort für kürzere oder längere Zeit wohnen. Aber er muss sich an die geltenden Hausregeln halten. Das Essen ist in diesem Haus inbegriff en. Es gibt täglich drei Mahlzeiten. Am Morgenbuffet
kann man sich frei bedienen. Corn-Flakes, Joghurt, Konfitüre, Käse werden hier gereicht, und natürlich Brötli. Das Mittagessen kommt mit Salat und Suppe daher. In der Fasnachtszeit gibt es selbstverständlich Määlsubbe, aber auch Kääswaie und Ziibelewaie. Am Santiglaus (6. Dezember) dürfen auch Grättimänner und Gaggo nicht fehlen. Für das nötige Ambiente ist also gesorgt.

Die Zimmer, in den meisten Fällen sind es Doppelzimmer, sind hell und freundlich eingerichtet. Das Lavabo befi ndet sich auf dem Zimmer. Duschen befinden sich im Gang. Derjenige Bewohner, der sich schon am längsten hier aufhält, ist Albert (Name von der Redaktion geändert). Er ist schon seit 27 Jahren im Männerwohnhaus zu Gast. Andere Bewohner sind auch schon seit zehn Jahren und länger mit dabei. Dass diese Menschen so lange bleiben, ist sicher auch ein Kompliment an die Leitung, welche jahraus-jahrein grosses Engagement an den Tag legt. Alle Bestrebungen gehen dahin, dass man diese Menschen mit der Zeit befähigen will, sich selbständig zu versorgen. «Das Männerwohnhaus soll für die Bewohner ein sicherer Hafen sein», formuliert Sandra Breiter. «Unser Ziel ist, dass ein Mensch nach einer gewissen Zeit aus dem Haus austreten kann und ein geregeltes Leben in Angriff nehmen kann – zum Beispiel mit begleitetem Wohnen in Zusammenarbeit mit der Heilsarmee am Standort Erasmusplatz.

Vier Gästebetten
Die meisten Bewohner des Männerwohnhauses logieren das ganze Jahr über an diesem Ort. Für Männer, die aus irgendeinem Grund kein Dach über dem Kopf haben, besteht aber auch die Möglichkeit, kurzfristig für eine Nacht oder auch bis zu drei Nächten an der Reingasse Obdach zu finden. Die entsprechenden Gästebetten und die Verpfl egung sind für den Einzelnen kostenlos. Sie werden über die Topfkollekte der Heilsarmee sowie über Spenden (Private, Institutionen und 3 E-Uelispende) finanziert.

Sozial und gesellig
Gross geschrieben wird im Männerwohnhaus auch die Geselligkeit. Niemand muss an den kalten Winterabenden allein sein. Der Aufenthaltsraum mit gemütlicher Polstergruppe ist der Treffpunkt für all diejenigen, die gerne ab und zu gesellig sind. Kaffee und Latte macchiato aus dem Automaten sind hier günstig zu haben. Es stehen Schachtische zur Verfügung – wer will, kann auch mit den Kameraden am Fernseher einen Fussballmatch oder einen Eishockeymatch schauen. Für persönliche Besprechungen steht auf Wunsch auch eine Seelsorgerin bereit.

Autor
Quelle: Kleinnbasler Zeitung (12.12.2019)

Publiziert am
12.12.2019