Enwickelt im Emmental, gebaut in Liestal, eingesetzt in Senegal
Enwickelt im Emmental, gebaut in Liestal, eingesetzt in Senegal

Die nachhaltige Wasserpumpe von Robert Wingeier wird im Heilsarmee-Wohnheim Die Brücke in Liestal hergestellt.
Die Pumpe wird an der MUBA am Stand des Heilsarmee live vorgeführt!
Robert Wingeier hat eine nachhaltige Wasserpumpe entwickelt. Zusammen mit einem Verein versucht er nun, die Bevölkerung in Entwicklungsländern davon zu überzeugen - mit beachtlichem Erfolg.
Eigentlich wäre die Pumpe für das Bewässern von Feldern gedacht. Doch die Frauen in Senegal nutzen den effizienten Wasserspender auch, um ihren Haushalt rasch mit Wasser zu versorgen. Robert Wingeier aus Trubschachen ist Präsident von People Powered Pumps, einem Schweizer Verein mit etwa fünfzehn Mitgliedern. Der ehemalige Inhaber der Wingeier Haustechnik AG hat den Hydraulikteil der SaugDruck-Pumpe und mit einem Ingenieur des Vereins das Gestell dazu entwickelt.
Sie ist nicht das erste solche Gerät, das in Entwicklungsländern zum Einsatz kommen soll: Während Wingeiers ersten Jahren beim Verein People Powered Pumps hat er mit einem Mitglied in Nicaragua und Honduras Pedalpumpen repariert. Alle hergestellt in Indien, aber ohne die nötige Funktionsfähigkeit. Als er nach seinem Einsatz zusätzlich erfuhr, dass die geflickten Pumpen nicht aktiv genutzt werden, war für ihn klar: «Wir müssen selber etwas entwickeln, das die Menschen nachhaltig einsetzen können und wollen.»
Sozialprogramm involviert
Die Basilea-Pumpe besteht halb komplett aus kostengünstigen Normteilen, die also beispielsweise auch in Senegal erhältlich sind: PVC-Rohre und -Fittings sowie Profileisen für den Rahmen. Nur die Rückschlagklappen aus Gummi lässt der Verein extra anfertigen. Produziert werden die Pumpen vom Wohnheim Brücke in Liestal. Die Heilsarmee verschafft ihren Bewohnern damit eine Tagesstruktur und eine sinnvolle Tätigkeit.
Hauptziel von People Powered Pumps sei jedoch, dass die Pumpen in den Entwicklungsländern selbst produziert werden könnten, sagt Wingeier. «Zuerst einmal zeigen wir aber den Leuten vor Ort, wie das Gerät überhaupt funktioniert», erklärt der Vereinspräsident. Der seit 2011 pensionierte Emmentaler hat in Senegal solche Pumpen installiert und abgeklärt, ob eine Fabrikation aufgebaut werden könnte. «Während des Arbeitslebens war ich nur lokal tätig, dieses Projekt öffnet mir jetzt noch ein bisschen die Welt», sagt Wingeier. Der persönliche Kontakt vor Ort sei wichtig, denn nur so könne den Einheimischen der Wert der Pumpe erklärt werden: «Benötigte ein Landwirt vorher zweimal zwei Stunden täglich, um sein Feld zu bewässern, so schafft er es mit der Pumpe in nur zweimal 15 Minuten.» Er gewinne somit Zeit, um weiteres, brach liegendes Land zu bewirtschaften.
Die Pumpe befördert innert einer Minute 45 Liter Wasser aus einem Fluss oder einem Brunnenloch auf die Felder. Vorher musste diese Menge mühselig mit Seil und Eimer beschafft werden. Jedoch ist auch beim Pumpvorgang ein wenig Kraft - oder zumindest Gewicht - gefragt: Der Mensch muss zwei Pedale auf und ab bewegen, um die Hydraulik in Gang zu setzen. Die Ventile verhindern, dass Wasser zurückfliessen kann, und ermöglichen sogar, das Wasser in Rohren oder Schläuchen über 20 Höhenmeter zu transportieren. Ausserdem kann das Gerät mit nur zwei 13er-Schlüsseln zusammengebaut und auseinandergenommen werden. «Um die Zylinder und Kolben während der Feldarbeit zu reinigen, benötigt man gar kein Werkzeug», erklärt Wingeier.
Der Grossauftrag
Es seien bereits vierzig solcher Pumpen weltweit im Einsatz. «Nun wird sich zeigen, ob sie sich bewähren und ob die Einheimischen damit arbeiten», sagt er. Die Kontakte zu den Entwicklungsländern wurden teils von Hilfswerken hergestellt. People Powered Pumps finanziert sich jedoch ausschliesslich durch Spendengelder aus dem Bekanntenkreis. «Mit unserer Arbeit unterstützen wir den Kleinsten. Nicht denjenigen, der schon einen gewissen Status hat», sagt Wingeier. Das Projekt werde deshalb nicht von grösseren Organisationen mitfinanziert. Zudem arbeiten alle Mitglieder ehrenamtlich, und die Spendengelder werden vollumfänglich für die Projekte eingesetzt. «Wir müssen uns deshalb unserer Grenzen bewusst sein.» Denn die aktuellsten Nachrichten aus dem ostafrikanischen Burundi zeigen, dass sich das Produkt durchsetzen könnte: Eine Anfrage für hundert Pumpen sei eingegangen. Trotzdem: Der Verein möchte klein bleiben. «Wir wollen nicht Massen produzieren, damit wir auch weiterhin für die Funktionsfähigkeitder Pumpen einstehen können.»
Wasser aus der Ilfis
Um den Schweizern das Projekt näherzubringen, hat Wingeier in Trubschachen, direkt neben dem Kambly-Erlebnis-Parkplatz, eine Basilea-Pumpe an der Ilfis installiert. «Die Anlage ist öffentlich zugänglich, und jeder darf sich dort im Wasserpumpen probieren», sagt er. Die Testanlage ist jedoch noch mit weiterer Technik ausgestattet, auf dem Feld sei nur der grüne Teil der Pumpe notwendig. Und natürlich auch ein paar dichte Schläuche.
Autor
Quelle: Berner Zeitung (18.05.2017)
Publiziert am
18.5.2017