Gedanke für Ostern

Gedanke für Ostern

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"Was du mir sagen wolltest...": Thomas berichtet (3210 Zeichen).

Was haben wir nur für schöne Momente zusammen verbracht! Wir hatten zwar vollkommen verschiedene Charaktere, aber wir verstanden uns gut, denn du warst da, um uns zu lehren, zu versammeln. Mit dir fühlte ich mich in Sicherheit. Ich war beeindruckt, als du die Kranken heiltest, als du übers Wasser gingst, als du Fische vervielfachtest; es hatte genug für alle – unglaublich!

Trotz der Menge, die sich um dich scharte, hatte ich immer einen Platz neben dir. Ich liebte es, mit dir zusammen zu sein. Aber eines Tages verhafteten sie dich wie einen Verbrecher. Ich glaubte verstanden zu haben, dass ich die Ewigkeit mit dir verbringen konnte, aber du verliessest uns. Zusammen mit zwei Verbrechern brachten sie dich auf grausame Weise um. Obwohl – wenn jemals jemand voller Liebe gewesen ist, dann du! In dir hatte ich mehr als einen Zwillingsbruder gefunden. Und als du weggingst, schloss ich mich in mich selbst ein und verliess meine Weggefährten. Ich liess sie die Trauer ohne mich tragen. Ich wollte meine Tränen nicht zeigen. Deshalb war ich auch nicht mit den anderen im Obergemach. Aber trotz meines Mangels an Sicheheit hattest du mich erwählt, zur gleichen Zeit wie Mattäus, und hattest zu mir gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14,1-6). Aber erst viel später realisierte ich, was du mir sagen wolltest…

Einige behaupteten, du seiest ihnen erschienen; ich hielt dies für einen schlechten Witz. Ich war ja da, als dich die Soldaten verhafteten. Ich sah alles, und ich glaube nur das, was ich sehe. Am Kreuz haben sie deine Seite durchbohrt und es floss Blut heraus. Unter furchtbaren Schmerzen hast du uns verlassen. Ganz nah am Kreuz war deine Mutter in Tränen aufgelöst, doch es warst immer noch du, der sie tröstete.

Wir einfach, sich mit einer erdachten Geschichte zu trösten! Der Mann, dem sie begegnet waren, musste ein Schwindler sein, eine Art Doppelgänger. Meine Freunde bestanden darauf, dass ich ins Obergemach zurückkehren sollte. Nach acht Tagen entschloss ich mich, sie wieder aufzusucen. Immerhin brauchte ich sie.

Die Tür war verschlossen, als du dich auf einmal mitten unter uns befandest. „Friede sei mit euch“, sagtest du. Mich aber erschreckte das! Ich konnte nicht glauben, dass du das warst. Und genau dann drehtest du dich zu mir um und sagtest: „Thomas, reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Johannes 20,27) In jenem Augenblick verstand ich alles. Das Blut, das geflossen war, war für mich. Du hattest bezahlt, damit ich leben konnte. Als du sahest, wie weit schon der Zweifel mein Herz eingenommen hatte, kamst du mir entgegen und richtetest mich auf. „Mein Herr und mein Gott!“, rief ich aus. Und du fügtest hinzu: „Selig sind, die nicht sehen und dennoch glauben.“

Bevor du zum Vater hinaufstiegst, bliebst du noch 32 Tage bei uns, das war genial. Johannes und die anderen hatten nicht genug Papier, um alle deine Wunder aufzuschreiben, wie schade! Aber diese Geschichte wurde aufgeschrieben, damit alle Menschen glauben, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, und damit wir, weil wir glauben, in deinem Namen das Leben haben (Johannes 20,31).

Autor
Monique Bürki

Publiziert am
16.4.2019