Junge Menschen sind eingeladen, Stellung zu beziehen!

Junge Menschen sind eingeladen, Stellung zu beziehen!

Maria Khoshy hält eine Rede am ersten Globalen Flüchtlingsforum. / Maria Khoshy prononce un discours lors du premier Forum mondial sur les réfugiés.
Maria Khoshy hält eine Rede am ersten Globalen Flüchtlingsforum. / Maria Khoshy prononce un discours lors du premier Forum mondial sur les réfugiés.
© Jane Filippo Grandi / Lizenzfrei

Erstes Globales Flüchtlingstreffen in Genf mit Kommissärin Jane Paone und Flüchtling Maria Khoshy von der Heilsarmee Schweiz.

Kommissärin Jane Paone, Senior-Koordinatorin der Internationalen Kommission für Soziale Gerechtigkeit (Europa), nahm am Globalen Flüchtlingsforum in Genf teil, auch als aktives Mitglied des Zusammenschlusses der Glaubensorganisationen "Faith Action for Children on the Move" (F4ACOM).  Dieser Bericht beleuchtet die Erfahrungen des jungen Flüchtlings Maria, die heute für das Hauptquartier der Heilsarmee in Bern arbeitet.

„Warten Sie nicht, bis Sie 18 Jahre alt sind, um zu sagen, was Sie denken oder über Ihre Zukunft zu entscheiden!“ So lautete die Botschaft der jungen Afghanin Maria Khoshy am ersten Globalen Flüchtlingsforum, das vom 16. bis 18. Dezember 2019 vom Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf organisiert wurde. Khoshy ermutigte andere junge Menschen, an sich selbst zu denken und zu glauben, um einen Unterschied in der Welt zu machen.

Dieses Forum brachte junge und ältere Flüchtlinge, Staatsoberhäupter, Minister, die Zivilgesellschaft, NGOs, Botschafter, Vertreter von Glaubensgemeinschaften und des Privatsektors zusammen.  Es war eine Veranstaltung auf hohem Niveau, an welcher 2000 Menschen teilnahmen, mit dem Ziel, sich nicht nur zu treffen und zu reden, sondern auch feste Zusagen zu machen, die sich auf Flüchtlinge weltweit auswirken würden.  Mit jeder schriftlichen Zusage im Zusammenhang mit dem Global Compact on Refugees machte die betreffende Nation, Organisation oder Gruppe sich selbst dafür verantwortlich, diese in den nächsten vier Jahren zu erfüllen. Es gibt weltweit über 25 Millionen Flüchtlinge, und 52% von ihnen sind Kinder und Jugendliche. Die Sitzung, an der Maria Khoshy teilnahm, konzentrierte sich auf das Thema „Unser Engagement für die 52%: Wie können erreichen, dass der Global Compact on Refugees bei jedem Kind zur Anwendung kommt?“

Maria teilte ihre Geschichte mit einer Gruppe von Rednern und beantwortete Fragen. Dieser Austausch konzentrierte sich auf den Schutz von Flüchtlingen und wie sich das Leben positiv verändern kann, wenn diese einen sicheren Ort finden: Flüchtlinge werden zu Akteuren ihres eigenen Schicksals.  Nach einem erschreckenden ersten Eindruck bei ihrer Ankunft in Basel, Schweiz, in einem Sammelzentrum für Flüchtlinge, wurden Maria, ihr älterer Bruder und zwei Schwestern in einem der Flüchtlingszentren der Heilsarmee in Bern aufgenommen. Sie gewann Selbstvertrauen und Würde als Person. Sie wurde respektiert und erhielt Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Arbeitsmöglichkeiten. Die damals 13-Jährige hatte (zusammen mit ihren Geschwistern) eine lange, riskante Reise von Pakistan über die Türkei und Griechenland hinter sich. Jetzt, als 21-Jährige, sprach Maria selbstbewusst Englisch und erklärte, wie sich die Aufnahme durch die kirchliche Organisation auf ihr junges Leben ausgewirkt hatte.  

Der UNHCR-Hochkommissar Filippo Grandi, der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis, der UNO-Generalsekretär Antonio Guterres sowie Staatsoberhäupter aus Pakistan, der Türkei, Costa Rica und der Schweiz sprachen zu den Versammelten in der grossen Aula und den Aussichtsräumen. Sie betonten die dringende Notwendigkeit der Zusammenarbeit (Ziel Nr. 17 der nachhaltigen Entwicklung).  „Heute sind mehr als 70 Millionen Menschen gewaltsam vertrieben, doppelt so viele wie vor 20 Jahren und 2,3 Millionen mehr als noch vor einem Jahr“, erklärte der UNO-Generalsekretär. Die Grosszügigkeit der Aufnahmegemeinschaften wurde anerkannt, insbesondere derjenigen in Entwicklungsländern mit mittlerem Einkommen. Dies sei eine Belastung für die ohnehin schon knappen Ressourcen. Die Kinder würden lange Zeit nicht zur Schule gehen, und dies habe  einen negativen Einfluss auf sie und die Gesellschaft von heute und morgen.

Am letzten Tag des Forums fand eine lebhafte interaktive Dialogsitzung auf hoher Ebene zum Thema Bildung (Nachhaltige Entwicklung #4) statt.  Diese brachte junge FlüchtlingsvertreterInnen, Geberregierungen, Gemeinschaftsakteure, UN-Agenturen, die Zivilgesellschaft und NGOs sowie Entwicklungsakteure zusammen.  Alle waren sich einig über die Dringlichkeit, Kindern auch in Flüchtlingslagern Zugang zu Bildung zu verschaffen, damit es keine "verlorene Generation" gibt.  

Der "Faith in Action for Children on the Move"-Zusammenschluss konnte am Marktplatzstand etwas von der Arbeit der Heilsarmee mit Flüchtlingskindern und -familien präsentieren. Schutz von Kindern und gefährdeten Erwachsenen. Auch die Aktionen anderer Glaubensgruppen wurden vorgestellt. Ihr Ziel ist es, Kindern und ihren Betreuern spirituelle Unterstützung zu geben, um Heilung und Widerstandsfähigkeit zu fördern, ein Kontinuum des Schutzes für Kinder zu schaffen und friedliche Gesellschaften aufzubauen, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung wehren.

Während sie auf Kinder fokussiert, während sie jenen begegnen, die neu in ein anderes kulturelles Umfeld kommen, möchte die Heilsarmee weiterhin aktiv sein, um Fremde willkommen zu heissen. Im Namen von Jesus Christus die Not junger und älterer Menschen ohne Ansehen der Person zu lindern. Auf diese Weise können wir friedliche und integrative Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, Zugang zu Gerechtigkeit für alle schaffen sowie effektive und verantwortliche Institutionen auf allen Ebenen aufbauen (Ziel #16 der nachhaltigen Entwicklung). Hören Sie sich Marias Botschaft an: Junge Menschen sind eingeladen, Stellung zu beziehen!

Autor
Kommissärin Jane Paone, Territoriale Präsidentin G+F

Publiziert am
23.12.2019