Näher zu den Leuten rücken

Näher zu den Leuten rücken

Die Heilsarmee schafft in Langenthal ein neues Angebot für Flüchtlinge.

Die Heilsarmee-Flüchtlingshilfe eröffnet am 1. März an der Marktgasse eine Regionalstelle. Damit will sie näher zu den Leuten rücken: 430 Flüchtlinge, die in Wohnungen leben, werden betreut. Im Frühling sollen auch Deutschkurse angeboten werden.

Die Heilsarmee-Flüchtlingshilfe führte bis anhin die vier Regionalstellen Belp, Bolligen, Konolfingen und Burgdorf. Letztere war für das Emmental und den Oberaargau zuständig. «Wir benötigten immer mehr Wohnungen und haben aus diesem Grund unseren Perimeter neu nach den Verwaltungskreisen aufgeteilt», erklärt Gertrud von Siebenthal. Die Bereichsleiterin Individualunterbringung ist für alle im Kanton tätigen Regionalstellen verantwortlich. Sie ist überzeugt: «Je näher wir bei den Leuten sind, desto effizienter können wir unseren Auftrag umsetzen.»

Breites Aufgabengebiet
Im Kanton Bern führt die Heilsarmee-Flüchtlingshilfe mehrere Asylzentren und betreut Flüchtlinge aus über fünfzig Herkunftsländern. Die Asylsuchenden kommen in einer ersten Phase in eine Kollektivunterkunft, zum Beispiel in das Zentrum von Aarwangen. In einer zweiten Phase werden sie in Wohnungen untergebracht. Hier kommt die Regionalstelle in Aktion. Diese sucht Wohnungen, richtete sie ein, bezahlt die Miete, sorgt für die Integration, indem sie Sprachkurse anbietet, bezahlt allfällige Transportkosten und Sonderaufwände wie beispielsweise eine Erstausstattung für Neugeborene. Der Kanton entschädigt die Heilsarmee-Flüchtlingshilfe mit einer Pauschale pro Person und Tag. Genaue Zahlen werden nicht kommuniziert.

113 Wohnungen gemietet
Im Oberaargau konnte die Heilsarmee-Flüchtlingshilfe bereits 113 Wohnungen mieten. «Darin bringen wir Familien mit Kindern und Einzelpersonen unter», sagt Armin Brüllhardt, der Leiter der Regionalstelle Langenthal. Rund 430 Flüchtlinge wohnen im Oberaargau individuell. «Wobei Einzelpersonen jeweils in Wohngemeinschaften leben.» Eine Wohnung für 1200 Franken Miete inklusive Nebenkosten und Strom dient in der Regel als Unterkunft für fünf Personen. «Wir können uns gar keine teuren Wohnungen leisten», erklärt Brüllhardt.

Heilsarmee im Eckhaus tätig
Sowohl von Siebenthal als auch Brüllhardt betonen, dass die Heilsarmee-Flüchtlingshilfe im Oberaargau sehr gut aufgenommen worden sei. «Das hat sicher damit zu tun, dass wir als Mieter auftreten und die Menschen laufend betreuen», sind sich beide einig. «In den zweieinhalb Monaten, die ich hier Vorarbeit für die Eröffnung geleistet habe, sind uns neun Wohnungen von den Eigentümern direkt angeboten worden», sagt Armin Brüllhardt, der sich über die grosse Solidarität sehr freut.

Die Regionalstelle der Heilsarmee-Flüchtlingshilfe ist im ersten Stock des Friedrich-Mumenthaler-Hauses an der Ecke Bahnhofstrasse/Marktgasse eingemietet. Unter der Leitung von Armin Brüllhardt arbeiten acht Personen für das Gebiet Oberaargau. In einem der Zimmer ist ein Schulungsraum geplant. Im sogenannten Lernpunkt (die Sprachschule der Heilsarmee) sollen die Flüchtlinge die deutsche Sprache lernen. Die Umnutzung muss mit einem Baugesuch genehmigt werden. Dieses liegt derzeit in der Gemeindeverwaltung in Langenthal auf. Wenn alles gut läuft, soll der Schulunterricht im April beginnen.

Nicht alle können mitmachen
Allerdings ist das Kontingent für Deutschkurse sehr beschränkt. Ebenso die gemeinnützige Arbeit, welche die Flüchtlinge leisten dürfen. Die Bevölkerung hingegen darf sich engagieren. «Zum Beispiel indem sie den Flüchtlingen beim Einzug in ihre neue Wohnung und beim Zurechtfinden in der Gemeinde behilflich ist», nennt der Regionalstellenleiter Brüllhardt Möglichkeiten. 
Die Freiwilligen werden von der Regionalstelle eingeführt, wo nötig ausgebildet und betreut. «Wir freuen uns immer, wenn die Bevölkerung am Leben der Flüchtlinge teilnimmt und diese unterstützt», sagt der 55-Jährige, «denn nur so ist eine Integration überhaupt möglich.»

Die Organisation
Die Heilsarmee Schweiz führt im Kanton Bern im Auftrag der Polizei- und Militärdirektion knapp zwanzig Asylzentren sowie fünf Regionalstellen und betreut rund 3500 Flüchtlinge aus über 50 Herkunftsländern. Die Regionalstellen im Mittelland, Emmental und Oberaargau sind für Unterbringung, Unterstützung, Sozialhilfe und Beratung der 1600 Asylsuchenden und vorläufig aufgenommenen Menschen verantwortlich, die in den Gemeinden in Privatwohnungen (Individualunterkünften) leben. Das restliche Gebiet des Kantons wird von anderen Organisationen betreut.

Autor
Quelle: Langenthaler Tagblatt (04.02.2017)

Publiziert am
6.2.2017