Open Day in Davos (inkl. Interview mit Major David Künzi)

Open Day in Davos (inkl. Interview mit Major David Künzi)

Am Open Day vom 12. November hat die Heilsarmee Davos die Türen ihrer neuen Räume geöffnet und Gäste zu einem herzlichen Fest eingeladen.

Um die 450 Gäste strömten am vergangenen Samstag in die neuen Räume der Heilsarmee Davos an der Bahnhofstrasse 11 – frühere Mitglieder der Heilsarmee, Freunde aus Davos, aber auch aus Bern, Aarau, Winterthur und von überall her, Leute aus der Bevölkerung, die noch nie bei der Heilsarmee waren, Mitglieder anderer Freikirchen und der beiden Landeskirchen und zwei Lokalzeitungen*. „Es sind überwältigend viele Leute eingetroffen, und sie haben sich gut über den Tag verteilt. Der Peak lag klar auf der Mittagszeit, als es eine feine Suppe gab“, so Korpsoffizier David Künzi. Die Stimmung war wie in einem fröhlichen Bienenhaus und geprägt von Herzlichkeit. 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen im Einsatz, begrüssten die Gäste und boten Erklärungen und Führungen an.

Grosser Raum für die Jugend
Gleich nach dem Eingang liegt das Büro der Majore Marian und David Künzi. Hier können Menschen mit einem Anliegen auf dem Herzen um Gebet bitten. Dazu steht ein ebenso bequem wie antik wirkender Sessel zur Verfügung. Im Jugendraum scharten sich einige Jugendliche um einen Töggelikasten. Die Wand zum nächsten Zimmer, dem Kinderraum, kann entfernt werden, sodass ein grosses Zimmer entsteht: Der Schwerpunkt der Heilsarmee Davos liegt auf die Kinder- und Jugendarbeit. Einmal im Monat trifft sich der Kinderclub, und einmal im Jahr wird in der Aula der Davoser Mittelschule ein Kinderferienclub angeboten. Es gibt einen Spiel- sowie einen Kidsträff während der Gottesdienste, und zweiwöchentlich einen Spielträff am Dienstag Vormittag, damit die (Gross-)Eltern in Ruhe einkaufen oder sich bei einem Kaffee oder Tee austauschen können. In dieser Zeit werden die Kinder betreut und können spielen.

Eine gemütliche Ecke lädt gross und klein zum Chillen ein. Die Farbgebung des gesamten Interieurs mit Creme, Olivgrün und weiteren sanften Farben wirkt beruhigend. Neue, sehr schön gestaltete Flyer weisen auf das Angebot des Korps hin. Der Gottesdienstraum bietet Platz für knapp 100 Personen, doch aus Anlass des Open Days wurde er zum Festsaal mit Tischen und Stühlen, einem Büffet mit Kaffee, Getränken und leckeren Kuchen. Zwei Schaufensterpuppen in alten Uniformen sowie diverse Rollups weisen auf die Grundsätze und Ursprünge der Heilsarmee hin. Wer will, kann das hier Gelernte an einem Quiz anwenden und einen der attraktiven Preise gewinnen.

Mitreissende Songs
Im Hintergrund des Saals befindet sich das Mischpult, auf der Bühne spielt alle Stunden die Band einige fetzige Songs, die zu Herzen gehen. Diese Band spielt, in wechselnder Formation, auch an den Gottesdiensten des Korps Davos. Die Bühne flankieren links und rechts ein grosses Kreuz und die Heilsarmee-Fahne. Die Küche ist gut eingerichtet mit Steamer, Backofen und Abwaschmaschine. Weiter den Gang entlang finden sich zwei grosse, rollstuhlgängige Unisex-Toiletten, die eine mit Wickeltisch. Am Ende des Gangs führt eine Treppe zu einem kleinen Garten mit Sitzplatz sowie zur Pauluskirche der Evangelisch-methodistischen Kirche. Beim Abschied gab es für jeden Besucher ein kleines Flacon mit fein duftendem – selber hergestelltem – Duschmittel.
 

Interview mit Major David Künzi

Die Heilsarmee Davos teilt das Gebäude mit der Evangelisch-methodistischen Kirche. Welche Synergien gibt es da?
Wir haben als Heilsarmee bereits zuvor freundschaftlich mit den Methodisten zusammengearbeitet. So ist es überhaupt dazu gekommen, dass die beiden Kirchen quasi unter dem gleichen Dach „glauben und handeln“. Als die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) Schweiz entschied, dass sie hier bauen will, um attraktive und preiswerte Mietwohnungen anzubieten, kam Stefan Pfister, Pfarrer der EMK Davos, auf uns zu und fragte, ob wir damit nicht gleichzeitig unser Raumproblem lösen könnten. Für Marian und mich war das eine riesige Gebetserhörung, denn wir suchten schon seit Jahren nach geeigneten Räumen.

Was war denn euer Raumproblem?
Im 2014 feierten wir an sechs verschiedenen Orten (Kirchengemeindehaus, Aula der Mittelschule, Schule, Kapelle des Alexanderhauses) Gottesdienst, da unser altes Lokal an der Promenade zu klein geworden war. Es war allen klar, dass es so nicht weiter gehen kann. Nach der Anfrage der EMK sassen wir mit der Direktion der Heilsarmee zusammen. Diese gab grünes Licht für ein konkretes Projekt mit Stockwerkeigentum. Da unsere beiden Kirchen von der Entstehung her Gemeinsamkeiten aufweisen, und die EMK ihren Gottesdienst am Morgen feiert und wir am Abend, überwogen aus unserer Sicht alle Vorteile eines Projekts „Bahnhofstrasse 11“.

Welche Schwerpunkte bilden die Arbeit der Heilsarmee Davos?
Marian und ich sind von Beruf Lehrer. Als wir vor gut 15 Jahren nach Davos kamen, war für uns klar, dass wir mit einer Kinderarbeit anfangen würden – im Wissen, dass Davos ein Wegzugsort ist. Kinder und Jugendliche, die hier aufwachsen, ziehen in der Regel aus ausbildungs- und arbeitstechnischen Gründen weg. Deshalb konzentrieren wir uns darauf, zu säen. Neben der Kinderarbeit organisieren wir auch Einsätze im Gefängnis, bieten Hilfe an der Türe an, und wenn jemand in einer Notlage eine Übernachtung braucht, schauen wir, dass dies klappt. Wir wollen unser Korpsleben danach ausrichten, was es in Davos braucht, und Jesus in den Mittelpunkt stellen. Gemäss unserem Leitbild wollen wir ein „Ort der Begegnung, der Erfrischung und der Zurüstung sein“.

Geniesst die Heilsarmee Akzeptanz in Davos?
Wir haben als Heilsarmee in Davos viele offene Türen. Sicher auch, weil fast alle unsere Angebote „gegen aussen“ offen sind. Diese reichen vom Spielträff für Kids von 0 bis 5 Jahren bis zu regelmässigen Einsätzen im Alterszentrum. Die Menschen schätzen es, dass wir dabei nicht aufdringlich sind, sondern ein offenes Ohr für Ihre Anliegen, Ihr Ergehen und Ihre Sehnsüchte haben. Auch Leute, die in keine Kirche gehen, haben ein Interesse an Glaubensfragen. Wir wollen immer wieder glauben und handeln und dabei nie vergessen, dass Jesus – auch heute – der „Anker in der Zeit“ und unser Zentrum ist.

Autor
Livia Hofer

Publiziert am
17.11.2016