Von Jericho, Regenzeiten und Meerschweinchen

Von Jericho, Regenzeiten und Meerschweinchen

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Zum zweiten Mal seit ihrer Gründung durften die Royal Rangers der Heilsarmee Huttwil ein Sommerlager planen und durchführen.

Die Organisation dieses Lagers stellte das Leitungsteam vor einige Herausforderungen, zumal für diese Ferienwoche ursprünglich das alle vier Jahre stattfindende Eurocamp der Royal Rangers Europa anberaumt gewesen wäre. In diesem Jahr hätte besagtes Eurocamp mit über 8000 Teilnehmern aus weiten Teilen Europas sogar in der Schweiz, genauer gesagt in Diessenhofen, stattfinden sollen. Dementsprechend gross war die Vorfreude innerhalb der Schweizer Royal-Rangers-Stammposten. Doch wie so vieles in diesem speziellen, durch die Corona-Krise gebeutelten Jahr musste auch das Eurocamp abgesagt werden. Gross war die Enttäuschung in den einzelnen Stammposten und natürlich auch bei uns in Huttwil.

Nichtsdestotrotz entschied sich das Leitungsteam, kurzfristig ein Ersatzlager für die lokalen Royal Rangers zu organisieren. Es machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz, begann damit ein Thema mit entsprechender Geschichte und ein Rahmenprogramm zu planen. Schutz- und Sicherheitskonzepte wurden erstellt, trotz der andauernden Gewissheit im Nacken, dass sich die Situation von Tag zu Tag ändern kann und das Lager schlussendlich doch nicht stattfinden könnte. Bis kurz vor Lagerstart liefen die Vorbereitungen dann zur Höchstform auf und es wurde immer gewisser, dass das Lager durchgeführt werden kann. Der Durchhaltewille des Leitungsteams wurde zuguterletzt damit belohnt, dass sich bis Anmeldeschluss insgesamt 37 Kinder für das Lager angemeldet hatten, wovon ein beachtlicher Teil der Kinder bis anhin nicht zu den Besuchern der Royal Rangers Huttwil gehörten.

Am Sonntag, 2. August war es dann endlich soweit. Wir bezogen unseren wunderschönen Lagerplatz im Eggiwil bei trockenem Wetter und begannen mit dem Aufbau. Eine Besonderheit der Royal Rangers ist unter anderem, dass die Kinder vollumfänglich miteinbezogen werden, wenn es um praktische Arbeiten geht. Somit dauerte es nicht lange und nach der ersten Begrüssung und wichtiger Informationen wurde es geschäftig im Camp Eggiwil. Da hörte man es hämmern, Zelte, Teamplätze und das grosse Gemeinschaftszelt wurden aufgebaut, Kochstellen errichtet, Brennholz gesägt und gehackt, Anhänger ausgeräumt und Zelte bezogen.

Nach dem Aufbau durften die Kinder ihr erstes Abendessen an ihrem Teamplatz auf ihrer selbst errichteten Kochstelle zubereiten. Nach dem Abendprogramm mit Singen und Geschichte waren wohl alle darüber froh, den Aufbau hinter sich zu haben, und es herrschte sehr bald Ruhe im Camp.

Durch die ganze Woche hindurch begleitete uns das Thema Jericho und die damit verbundene 40 Jahre andauernden Wüstenwanderung der Israeliten. Die Herausforderungen, welche die Israeliten während dieser Wüstenzeit erlebten, haben uns dann bereits in der Nacht auf den Montag im übertragenen Sinne etwas heimgesucht, denn regnete bereits stark seit Sonnabend . Diese «Regenzeit» sollte für uns Sinnbild der «Wüstenzeit» der Israeliten werden und uns dann auch bis Dienstagnachmittag mehr oder weniger stetig begleiten.

Somit wurde kurzfristig das Programm umgekrempelt: Die Wanderung mit Übernachtung beim Chuderhüsi-Aussichtsturm wurde auf den Mittwoch verschoben und Programmteile, Spiele und Theater wurden abgeändert oder angepasst, sodass die Kinder trotzdem Abwechslung hatten. Trotz einiger nasser Kleider und Schuhe blieb die Stimmung im Lager während dieser «Regenzeit» ungewöhnlich gut und nur äusserst selten war ein Klagen oder Murren der Kinder bezüglich Wetter zu hören. Für die Kleinsten hatte die Verschiebung der Wanderung auch etwas Positives: In der Meerschweinchen-Ranch gab es am Vortag einen neuen Wurf. Anita, die Besitzerin, nahm sich viel Zeit, um den Kindern einen unvergesslichen Moment bei den Tieren zu ermöglichen.

Ein ganz grosser Dank gilt an dieser Stelle auch unseren «Grizzlys», welche uns während der ganzen Woche eine grosse Unterstützung waren. Grizzlys sind bei den Royal Rangers freiwillige Mitarbeiter, welche keine feste Leitungsaufgabe haben, uns aber nach Lust und Laune bei unseren Aktivitäten tatkräftig unter die Arme greifen. Ab Mittwoch erfreuten wir uns dann wieder an bestem Wetter, welches bis Ende Woche anhalten sollte und uns ermöglichte, diejenigen Aktivitäten, die nur bei gutem Wetter durchführbar waren, doch noch durchzuführen.

Das Thema Jericho bot uns die ganze Woche hindurch einen tollen Leitfaden. Zu diesem Thema führten wir Aktivitäten und Highlights durch wie wandern nach Karte und Kompass, übernachten im Wald im selbstgebauten Blachen-Zelt, Seilbahn über die Emme, Nachtspiel, Stafetten, selber kochen über dem Feuer, Kontentechnik, Erste Hilfe, gemeinsames Austauschen, Singen und Zeit verbringen und noch vieles mehr.

Am Donnerstagnachmittag war die Wassermenge der Emme soweit zurückgegangen, dass ein gefahrloses Baden wieder ohne weiteres möglich war und wohl den einen oder den anderen von seiner leichten mehrtägigen «Körperhygiene-Abstinenz» erlöste. Kinder wie auch Leiter durften während dieser Lagerwoche über sich hinauswachsen und Neues lernen und wir glauben, dass das eine oder andere Leben durch dieses Lager eine positive Veränderung erfahren durfte.

Am Freitag bauten wir das Camp im Eggiwil gemeinsam wieder ab und verabschiedeten die Kinder anschliessend gemeinsam mit den Eltern, welche Ihre Sprösslinge auf dem Lagerplatz abholten. Was bleibt sind viele gute und schöne Erinnerungen an eine grossartige Lagerwoche und wir freuen uns bereits auf das nächste Lager in hoffentlich weniger von Corona geprägten Zeiten.

Wir und die Kinder müssen aber nicht bis zum nächsten Lager ausharren, sondern freuen uns schon auf das nächste Royal Rangers Abenteuer, welches jeden 2. Samstagnachmittag in Huttwil stattfindet. Bei uns sind alle Kinder zwischen 6 und 13 Jahren herzlich willkommen, um ein abwechslungsreiches und spannendes Jungschar Outdoor-Programm zu erleben gemäss unseren vier Leidenschaften:

  • Gott kennenlernen
  • Freundschaften pflegen
  • Führungsfähigkeiten entwickeln
  • Abenteuer leben

Mehr Infos dazu unter 20.royalrangers.ch

Royal Rangers hat seinen Ursprung in den USA, wo es 1962 von Johnnie Barnes gegründet wurde. Seit 1981 ist Royal Rangers auch in der Schweiz aktiv und seit April 2019 gibt es einen Stammposten in der Heilsarmee Huttwil, welcher mit tatkräftiger Hilfe der Royal Rangers der Heilsarmee Burgdorf aufgebaut wurde.

Autor
Rahel Egli

Publiziert am
19.8.2020