Wasser ist Leben

Wasser ist Leben

© Heilsarmee Schweiz / Armée du Salut Suisse / Lizenzfrei

Eindrücke und Begebenheiten auf einer einwöchigen Reise zu Projekten der Heilsarmee in den afrikanischen Ländern Sambia und Simbabwe.

Natürlich wissen wir, welch kostbares Gut das Wasser ist. Und es ist uns auch bewusst, wie wichtig Partnerschaften sind. Doch auf unserer einwöchigen Reise zu den verschiedenen Projekten der Heilsarmee in Sambia und Simbabwe wurden uns diese Realitäten ganz neu vor Augen geführt.

Hier sehen Sie Bilder aus Sambia und hier Bilder aus Simbabwe.

Es hatte seit Februar nicht mehr geregnet, das Land war ausgetrocknet, der Strom fiel immer wieder aus, die Hauptstrassen waren uneben und alle anderen Wege nur staubige Pisten. Die Fahrt war holprig, doch sie war jeden Ruck wert!

Farbe, Freude und der Geist des Dienens
Die Missionsreise wurde von Daniel Bates und SwiZimAid organisiert, gemeinsam mit der Internationalen Entwicklung der Heilsarmee Schweiz (IE). SwiZimAid ist eine tatkräftige, aber sehr unauffällige Gruppe von Mitarbeitern, die sich das ganze Jahr über ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Sie sammeln Materialien wie Fahrräder, Instrumente, Spitalausausrüstung, Medikamente, oder Kleidung und bereiten die Container für den Transport nach Sambia und Simbabwe vor. Seit 2007 organisieren sie auch jährlich Reisen vor Ort. Nach einem Zeugnismarsch fand im Korps Chawama der Sonntagsgottesdienst statt. Während ich Zeit mit den Offizieren verbrachte, erklangen aus der Musikprobe unter der Leitung von Daniel Bates immer schönere Klänge.

Aber aus welchem Grund waren wir überhaupt in diese Länder gereist? Ganz einfach: Weil uns die dortigen Territorialleiter eingeladen hatten, eine Wasserspeicheranlage und ein Heim für werdende Mütter offiziell zu eröffnen. Zudem wollten wir den Salutisten in Sambia und Simbabwe und unseren beiden eigenen Teams Mut zusprechen. Wir danken den Oberstleutnanten Ken und Ann Hawkins und den Kommissären Joash und Florence Malabi für ihre herzliche Gastfreundschaft. Es war unser erster direkter Kontakt mit der Arbeit der Heilsarmee auf dem riesigen Kontinent Afrika. Unsere Uniformen (und Hüte!) haben nicht die gleiche Farbe, aber die Freude und der Geist des Dienens ist  dieselbe.

Sauberes Wasser, das ganze Jahr
Auf dem Weg zum Sozialzentrum in Chikankata, wo es eine Sekundarschule, eine Krankenpflegeschule, ein Krankenhaus, ein biomedizinisches Zentrum, eine primärmedizinische Einrichtung und ein Korps gibt, machten wir Halt, um zu sehen, wie sich der Zugang zu Wasser auf das Leben der Bevölkerung in der Region Nanduba auswirkt: Ein Bohrloch mit einer motorisierten Pumpe, ein Tank und acht Brunnen für rund 2700 Menschen waren dort eingerichtet worden. Eine Frau berichtete freudig, dass nun das ganze Jahr sauberes Wasser verfügbar sein würde. Sie zeigte uns den ausgetrockneten Brunnen, den sie bisher genutzt hatten – und der je nach Niederschlag schmutziges Wasser lieferte.

Die Ziele für Nachhaltige Entwicklung, die auf der Agenda 2030 der Vereinten Nationen stehen, werden durch qualitativ hochwertige Bildung, Gleichberechtigung der Geschlechter, sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen sowie Partnerschaften zugunsten dieser Ziele erreicht. In der Schule neben dem Sozialzentrum stellte uns die Schulleiterin zwei selbstbewusste Mädchen im Teenageralter vor. Sie drückten eloquent ihre Dankbarkeit aus und zählten alle Vorzüge der Schule auf. Diese konnten sie jetzt besuchen, weil sie nicht mehr weit reisen mussten, um Wasser für ihre Familien zu holen. Daher waren sie auch nicht mehr so müde. Das frische Wasser in der Schule hatte ihnen ein neues Leben geschenkt.

Ein Zufluchtsort für werdende Mütter
In Chikankata erwarte uns auch ein «Wunder». Im Heim für werdende Mütter glänzten noch feuchte Farben an den Wänden! Dieser sichere Ort steht Müttern im letzten Monat der Schwangerschaft zur Verfügung. Bisher starben immer wieder Babys und Mütter an den Folgen von Komplikationen bei der Geburt, bevor sie das Krankenhaus der Heilsarmee erreichen konnten. Die werdenden Mütter schliefen zwar auf dem Marktplatz vor dem Heilsarmee-Standort, um möglichst in der Nähe des Krankenhauses zu sein, doch trotzdem es manchmal nicht. Hier finden sie nun einen Zufluchtsort – dank einer aktiven Partnerschaft kann Hoffnung geschenkt werden.

Was uns aber am meisten beeindruckt hat, war das Lächeln und der spürbare Wissensdurst der Studenten. Der Zugang zur Sekundarschulbildung ist für Studenten und angehenden Krankenschwestern nicht selbstverständlich. Viele von ihnen müssen grosse Opfer bringen, aber sie tun es im Wissen, dass sie damit in ihre eigene Zukunft und die Gesundheit Sambias investieren.

Trinkwasser und frisches Gemüse
Auf dem Weg durch Simbabwe, ein Land, das einer schwierigen wirtschaftlichen Situation und einer sehr hohen Arbeitslosigkeit gegenübersteht, besuchten wir ein wichtiges WASH-Projekt in einer ländlichen Gegend in der Nähe von Nyanga. Wir eröffneten eine grosse Wasserspeicheranlage, die von einer nahegelegenen unterirdischen Quelle gespeist wird. Über ein rund 15 km langes Netz aus Rohrleitungen und mehreren Wasserstellen werden rund 300 Haushalte und eine Primarschule mit frischem Wasser versorgt. Das Wasser dient nicht nur als Trinkwasser, sondern wird auch für die Mikrobewässerung genutzt. Auf dem Schulgelände wurde eine Sprinkleranlage installiert, um die Gärten zu bewässern, in denen die Schulen ihr eigenes Gemüse anbauen. Zudem wurden zur Hygieneförderung eine Müllgrube und ein Recyclingplatz eingerichtet, der bereits genutzt wird. In einer Nachbesprechung konnten wir uns von der Nachhaltigkeit des WASH-Projekts überzeugen und sahen, welche Möglichkeiten für die Gemeindeentwicklung entstehen.

Demütig sein und einander brauchen
Inwiefern hat mich die Reise persönlich bereichert? Mir kam die Begegnung von Jesus und der Samaritanerin am Brunnen in den Sinn und wie er sie um Hilfe bat. Eigentlich hat er damit die damaligen Regeln gebrochen. Einem jüdischen Mann war es nicht erlaubt, mit Frauen zu sprechen, erst recht nicht mit einer Samaritanerin. Doch Jesus war demütig. Er brauchte ihre Hilfe – durstig bat er sie um einen Schluck Wasser. Im Dialog wechselten sie Fragen hin und her, scheinbar ohne Antworten zu erhalten. Jesus ging allmählich tiefer. Er suchte nach dem Besten in dieser Frau. Er las ihr Leben. Ihr Interesse am lebendigen Wasser, dass er ihr versprochen hat, wuchs. Er forderte sie heraus, selbst eine Wasserquelle für andere zu werden. «Geh und ruf deinen Mann. Dann kommt beide hierher!» (Johannes 4,16). Jesus offenbarte sich als der Messias. Als der Eine, der eine nie versiegende Quelle schafft, die uns ewiges Leben schenkt (Vers 14).

Er forderte die Frau auf, hinauszugehen. Sie ging und erfüllte den Auftrag, und liess dabei den Krug am Brunnen zurück. Sie folgte seinem Ruf und weitete ihn sogar aus. Sie bezeugte das Erlebte gegenüber ihrer ganzen Umgebung und lud die Menschen dazu ein, selbst zu kommen und zu sehen. Sie wurde zu einer Quelle für andere Menschen, so wie es Jesus angeordnet hatte. Noch bevor die Frau zurückkehrte, kamen die Jünger mit irdischer Nahrung aus dem Dorf an und erkannten, dass sich Jesus an einer göttlichen Nahrung gestärkt hatte, die sie noch nicht verstehen können.

Der srilankische Theologe Daniel T. Niles sagt: «Die einzige Möglichkeit, Liebe zwischen zwei Menschen oder zwei Gruppen zu stiften, besteht darin, so miteinander verbunden zu sein, dass man einander braucht. Die christliche Gemeinschaft muss dienen, aber sie muss sich auch in eine Position begeben, in der sie darauf angewiesen ist, dass man ihr dient.»

Wir sind dankbar für diesen Besuch und würden gerne nochmals hinreisen! Wir haben in Sambia und Simbabwe wunderbare Menschen getroffen, auf die wir in unserer Reise angewiesen waren und die uns so viel gegeben haben. Wir empfehlen allen, selbst eine Reise mit dem Team von SwiZimAid und dem Team Internationale Entwicklung zu machen, die eigene Komfortzone und die Position des Gebens zu verlassen – und im Gegenzug reich beschenkt zu werden.

Wasser ist Leben. Partnerschaften – auch Gebetspartnerschaften – sind ebenfalls wertvoll. Wir danken Gott für die Art und Weise, wie er durch die Menschen wirkt, die sich in seinen Dienst stellen. Die einander brauchen und Hoffnung in Gemeinschaften hineintragen, von denen sie sich niemals vorstellen konnten, dort Einfluss zu haben.

 

 

Autor
Kommissärin Jane Paone, Territoriale Präsidentin G+F

Publiziert am
15.8.2019