Andacht

Andacht

© Nico Kaiser flickr.com / Lizenzfrei

Vorweihnachtliche Überraschung

An einem grauen Novembertag, noch bevor die Adventszeit überhaupt angebrochen war, kaufe ich um die Mittagszeit in der kleinen Migros-Filiale beim Bahnhof ein: Brot, Rüebli, Salat und Früchte. Es herrscht Ruhe. Die oft aufgeregten und gestikulierenden Touristen weilen wohl auf der Schynigen Platte oder sonstwo. Eine kleine Sorge taucht in mir auf: Bringe ich wohl die Einkäufe in meinen Rucksack? Manchmal klemmt der Reissverschluss. Ich bin an der Kasse. Ein Ehepaar mit kleinen Kindern tritt ein. Hinter den aufgefüllten Regalen kann ich sie zwar nicht sehen. Beim Eingang locken Schokoladenherzen und Kugeln zum Kauf. Alles in festlicher Verpackung. Die Kinder bleiben stehen und beginnen zu jubeln: Weihnachten, Weihnachten... Unüberhörbar, unentwegt wiederholen sie: Weihnachten, Weihnachten ... Das Paar, ich vermute, es sind die Grosseltern, nehmen keine Notiz von den Kindern. Zielbewusst suchen sie sich in aller Ruhe ihre Einkäufe zusammen. Sie lassen sich nicht stören vom wahrhaft glückseligen Rufen der Kleinen. Freude breitet sich aus, greift nach mir, in geheimnisvoller Art. Da ist mehr als kindliches Rufen nach Schokolade, mehr als Begehren nach Glitzer und Glimmer und allerlei Käuflichkeiten. Immerzu wiederholen sie: Weihnachten, Weihnachten... Ob die Kinder etwas erahnen von dem unsagbaren Geschehen in der Weltgeschichte, damals in Bethlehem? Kinder sind dem wahrhaft Grossen nahe: Gott besucht die Erde und damit uns Menschen mit all unseren Freuden, auch unserem Elend, mit all unserem Glück oder unseren Belastungen - in einem Kind. Es trägt den Namen Jesus, «Gott rettet» (Lukasevangelium 1,31). Wo wir auch sind oder wer wir auch sind: ER ist da. ER rettet uns, hilft uns, tröstet uns. Der Jubel der Kinder geht weiter, während mir die freundliche Verkäuferin hilft, den Rucksack zu schliessen. Sie helfe gerne, wenn es möglich sei, sagt sie zum Abschied. In mir klingt die Freude weiter: Weihnachten, Weihnachten... Eine andere Welt hat mich erreicht - will uns in dieser heiligen Zeit erreichen - wenn es die Stunde will. Wie ich Ihnen,
liebe Leserinnen, liebe Leser, dies wünsche!

Autor
Käthiruth Burkhardt, Heilsarmeeoffizierin, Wilderswil

Publiziert am
20.12.2019