Auf seinen Schultern

Auf seinen Schultern

Selbstlosigkeit ist das Thema der Weihnachtskampagne 2017.
Selbstlosigkeit ist das Thema der Weihnachtskampagne 2017.
© Spinas Civil Voices/Simon Opladen / Lizenzfrei

Eine Andacht zum Plakatsujet der Heilsarmee. Teilen Sie diese und verwenden Sie sie frei für Ihre Zwecke!

Kalt ist es und der Schnee fällt unaufhörlich. Niemand will gerade draussen sein. Einzig ein Heilsarmeeoffizier scheut weder das Wetter noch die Nacht. Er nimmt all seine Kraft zusammen, schultert einen verletzten Obdachlosen und trägt ihn ins Warme. Das zeigt das Plakatsujet der Heilsarmee in der Weihnachtszeit 2017.

Zugegeben – mir war auch ziemlich kalt, als wir die Fotos für dieses Plakat aufnahmen. Es war spät geworden und wir standen stundenlang in diesem Park: bis die Schneemaschine genug Kunstschnee produziert hatte, bis der Gesichtsausdruck der Models stimmte, bis endlich das perfekte Abendlicht fiel, spürte ich meine Füsse schon nicht mehr. An diesem Abend war ich unendlich froh, in meine warme Wohnung zurückzukehren.

Es gibt Menschen, die kein Zuhause mehr haben. Dass die Heilsarmee diesen hilft, ganz praktisch, jeden Tag, das ist sicher eine der wichtigsten Botschaften des Plakats. Aber es besitzt noch eine viel tiefere, geistliche Bedeutung.

Schon als wir im Sommer die Skizze des Plakats sahen, fiel mir die Ähnlichkeit zu einem meiner Kinderbücher auf. Darin wird das Gleichnis von Jesus und dem verlorenen Schaf erzählt. Die Geschichte ist bekannt: Ein Schäfer findet beim Zählen nur 99 Schafe, dabei sollten es 100 sein. Er macht sich auf und sucht das verlorene Tier. Und als er es endlich findet, legt er es mit Freuden auf seine Schultern und bringt es nach Hause. Keine Vorwürfe. Keine Strafen. Nur Freude ist da: Endlich zusammen nach Hause gehen!

Wir haben vielleicht eine warme Wohnung. Aber verloren sind wir auf eine Art trotzdem. Vielleicht nicht im Park. Aber in Angst, Hoffnungslosigkeit oder Zweifel. Gott macht sich auf, uns zu begegnen. Er ist sich nicht zu schade, bis spät in unsere Nacht hinein nach uns zu rufen. Er will uns genau da begegnen, wo wir verloren gingen. Wo wir glauben, vergessen worden zu sein. Er will uns trösten, wie es bei Jesaja heisst: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Er will uns entlasten und tragen, wo es uns schwerfällt, noch einen Fuss vor den anderen zu setzen.

Darum hat Gott Jesus auf die Erde gesandt. Er hat uns nicht vergessen. Eigentlich weiss ich es schon lange – und Weihnachten erinnert mich daran: Auf den Schultern meines Retters sitzt niemand anders als ich. Er hat mich gefunden. Endlich geht es nach Hause.

Autor
Florina German

Publiziert am
12.12.2017