Basler Obdachlosenstreit: Runder Tisch sieht keinen Handlungsbedarf

Basler Obdachlosenstreit: Runder Tisch sieht keinen Handlungsbedarf

Das Korps Basel 1 am Erasmusplatz hätte zehn Schlafplätze bereit.
Das Korps Basel 1 am Erasmusplatz hätte zehn Schlafplätze bereit.
© Paul Mori / Lizenzfrei

Arbeitsgruppe will dennoch private Alternative zur Notschlafstelle prüfen.

Die Zustände in der Notschlafstelle und der Umgang mit den Kostengutsprachen hat in den letzten Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Wie die Basellandschaftliche Zeitung berichtet, haben sich in diesem Zusammenhang zehn Vertreter von Non-Profit-Organisationen aus dem Bereich Obdachlosigkeit mit Vertreterinnen der Sozialhilfe und des Gesundheitsdepartements getroffen. Sie hätten festgestellt, dass «kein dringender Handlungsbedarf besteht», sagt Nicole Wagner, die Leiterin der Basler Sozialhilfe. «Sowohl in der Notschlafstelle als auch im Männerheim der Heilsarmee stehen freie Betten zur Verfügung.» 

Ausserdem könnten beide Institutionen innerhalb von Stunden ihre Kapazität um 30 beziehungsweise zehn Betten erweitern. Trotzdem wurde am Runden Tisch eine Arbeitsgruppe bestimmt, die «ein alternatives, privates Angebot, im Sinne des Sieber-Werks in Zürich, prüfen wird».

Bezüglich Kostengutsprachen gäbe es keinen Bedarf an einer neuen Vereinbarung. «Alle Partnerinnen und Partner – mit Ausnahme des Vereins ‹Soup & Chill› – halten sich seit Jahren an die Spielregeln und bestätigen, dass diese angemessen und zweckdienlich sind», so Wagner. Ausserdem werde sich der Runde Tisch in gleicher Zusammensetzung künftig zweimal jährlich treffen.

Die Arbeitgruppe ist auf Anregung von Thomas Baumgartner, Leiter Wohnen Basel, entstanden (siehe Vorgeschichte unten).
 

Die Heilsarmee schafft Notnachtlager für Wanderarbeiter

Der Ton im Streit um die Notschlafstelle Basel hat sich im Lauf der vergangen Woche zunehmend verschärft (siehe unten). Der Schlagabtausch zwischen der Sozialhilfe Basel und Soup&Chill hatte begonnen, als Letztere der Notschlafstelle vorwarf, Menschen bei tiefen Temperaturen abzuweisen. Wie die Schweiz am Sonntag/Ausgabe Basel am 8.01.2017 berichtet, arbeitet hingegen die Heilsarmee an einer unbürokratischen Lösung. Wie sie auf Anfrage der Schweiz am Sonntag bestätigt, hätte sie in der Liegenschaft des Korps Basel 1 am Erasmusplatzein ein Notnachtlager für Wanderarbeiter angeboten, wäre der Konflikt zwischen der Wärmestube Soup&Chill weitergegangen.

In diesem Fall hätte die Heilsarmee ein Matratzenlager für etwa zehn Personen eröffnet. Wie Korpsoffizier Gerhard Wyss sagt, war das Projekt fertig vorbereitet: «Wir sind jederzeit parat, um eine solche kurzfristige Überbrückungen anzubieten.» Er spricht von einer Notlösung: «Das Problem ist dadurch nicht gelöst, sondern lediglich entschärft.» Die Heilsarmee hat ihr Projekt sistiert, da die Sozialhilfe die Handhabung der Kostengutsprachen gegenüber Soup&Chill wieder geändert hat.

Heilsarmee vermittelt im Basler Obdachlosen-Streit: Heilsarmee Wohnen Basel regt ein gemeinsames Vorgehen zur Koordination der Schlafplätze für Obdachlose in der Rheinstadt an

"Notschlafstelle schickt Basler Obdachlose in die Kälte": So lautet der Titel eines Berichts in der Basler "Tageswoche" vom 31.12.2016, der einen Konflikt zwischen der Sozialhilfe Basel-Stadt als Betreiberin der Notschlafstelle und dem Soup & Chill (Wärmestube für Menschen, die kein eigenes Wohnzimmer haben) schildert. Konkret wirft Letztere gemäss "Tageswoche" der Sozialhifle Basel-Stadt vor, Obdachlose zum Übernachten hinaus in die Kälte zu schicken, während es in anderen von der Sozialhilfe betriebenen Notschlafstellen noch leere Betten gibt.

Schlafplätze für Obdachlose bieten in Basel verschiedene Institutionen an, darunter auch die Heilsarmee. Thomas Baumgartner, Leiter Heilsarmee Wohnen Basel, hat festgestellt, dass in letzter Zeit verschiedene Basler Medien über dieses Thema berichtet haben, dass aber jede Institution die Sachlage nur aus ihrer eigenen Sicht darstelle. "Es fehlt eine Gesamtsicht und teilweise auch die Kenntnis des Angebots der anderen Institutionen", sagt Thomas Baumgartner.

Um hier Abhilfe zu schaffen, tauschen sich zur Zeit auf Anregung Baumgartners die Sozialhilfe Basel-Stadt und die Heilsarmee über die Schaffung eines runden Tisches aus. Aufgabe dieses runden Tisches ist, die Problem rund um die Schlafplätze in gemeinsam zu analysieren und koordinieren. Zur Problematik der Wanderarbeiter und sowie der fehlenden Koordination der verschiedenen Anbieter äussert sich Thomas Baumgartner auch in einem Beitrag auf Telebasel.

 

Die Heilsarmee bietet an zahlreichen Orten in der Schweiz spontane und niederschwellige Übernachtungsmöglichkeit: Die Passantenheime und Notschlafstellen stehen erwachsenen Frauen und Männern offen, die ohne Unterkunft sind oder aufgrund von sozialen, persönlichen oder Beziehungsproblemen ihre Wohnung vorübergehend verlassen mussten.

Autor
Quelle: Basellandschaftliche Zeitung (19.01.2017)

Publiziert am
20.1.2017