"Die Gewissheit, dass wir den richtigen Weg gehen"

"Die Gewissheit, dass wir den richtigen Weg gehen"

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Lesen Sie die Geschichte von Ezequiel im Heilsarmee-Sozialprogramm Arco Verde in Minas Gerais (Brasilien).

Als Elem Moura mit ihrem Ehemann und ihren drei Söhnen in das Gebiet zog, in dem sich das Projekt Zentrum Center Arco Verde der Heilsarmee im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais befindet, hätte sie nie gedacht, dass ihr Jüngster, Ezequiel, an der Seite seines ältesten Bruders am Projekt mitmachen könnte. Ezequiel bedeutet "Gott stärkt", und das hat sich in seinem Leben definitiv als wahr erwiesen – besonders im vergangenen Jahr, als er vom Projekt eingeladen wurde, daran teilzunehmen.

Der siebenjährige Junge ist mehrfachbehindert, sodass er auf den Rollstuhl angewiesen ist. Er hat bereits acht Operationen hinter sich, und bis Ende Jahr wird sich diese Zahl auf zwölf erhöht haben.

„Ich sah es nicht gern, dass er am Projekt teilnahm, weil er dort nicht die Eins-zu-eins-Betreuung erhalten würde, die er oft benötigt“, sagt Elem. „Da das Projekt viele Workshops und Aktivitäten anbietet, war ich der Meinung, dass es für ihn nicht möglich sei, daran teilzunehmen.“ Ezequiels hauptberufliche Betreuerin zu sein, bedeutet für Elem, dass sie keinen Job annehmen kann. Ihr Ehemann Jean arbeitet als Hilfsmaurer, wann immer sich Arbeit finden lässt. Mit einem finanziellen Zustupf von der Regierung hat die Familie oft nur 180 US-Dollar zur Verfügung, um einen Monat davon zu leben.

Die Aufgabe des Projekts besteht darin, den teilnehmenden Kindern die beste Betreuung, das beste Wohlergehen und die beste Inklusion zu bieten. Das Personal war entschlossen, alles Erforderliche zu tun, damit Ezequiel sich willkommen fühlte und miteinbezogen werden konnte. Zunächst wurden alle Mitarbeiter über die Bedeutung von Inklusion, Respekt und Gleichbehandlung der Kinder instruiert. Dies sollte einen sicheren physischen Raum sowie auch Verständnis für die Gesetzgebung zugunsten von Menschen mit Behinderungen schaffen.

Daraufhin wurde das multidisziplinäre Team der APAE (eine Organisation zur Förderung der Aufmerksamkeit für Menschen mit Behinderungen, die Ezequiel bereits unterstützt), bestehend aus einem Physiotherapeuten, einem Psychologen, einem Sozialarbeiter und einem Beschäftigungstherapeuten, eingeladen, einen Vortrag vor den Mitarbeitern zu halten, um ihr Verständnis zu stärken und eventuelle Zweifel zu klären.

Die Pädagogen Luiza, Mike und Silvia sagten, dass das ganze Team nach diesem Training der Teilnahme Ezequiels viel entspannter entgegensehen konnte: "Er erweist sich als ein sehr charismatisches, extrovertiertes und gebildetes Kind, aufmerksam gegenüber Kollegen und Mitarbeitern. Und wenn er etwas tun will, dann kann ihn nicht einmal der Rollstuhl aufhalten!“

Ezequiel hat ausserhalb des Projekts eine rege medizinische Wochenroutine mit Physiotherapie und eineinhalbstündigen Fahrten zu den Ärzten in der Landeshauptstadt Belo Horizonte. Das bedeutet, dass er nicht jeden Tag im Projekt ist. So wurden sportliche Aktivitäten, zum Beispiel Fussballspielen, vermehrt auf jene Tage verlegt, in denen er abwesend ist, damit er sich nicht ausgeschlossen fühlt.

Während Ezequiel, wie die meisten Kinder, eine Weile brauchte, um sich an die Regeln und die Routine der Institution anzupassen, nimmt er heute fröhlich an den Aktivitäten teil. Er spielt zur richtigen Zeit und während des Mittagessens schöpft er sogar nach, während er zuvor Schwierigkeiten mit dem Essen hatte. Er ist nun auch ohne Hilfe des Personals mobil. „Die Freudentränen und das Lächeln seiner Mutter jedes Mal, wenn sie sieht, dass ihr Sohn mit eingeschlossen ist, geben uns die Gewissheit, dass wir den richtigen Weg gehen", sagen die Erzieherinnen.

Ezequiel stimmt zu: "Wenn ich im Projekt bin, geniesse ich den Kunstunterricht, aber Jiu-Jitsu ist die beste Aktivität, weil es cool ist! Onkel Mike ist mein Lieblingslehrer. Das Essen dort ist das leckerste von allen! Am liebsten mag ich Stroganoff, Reis und Pommes. Immer wieder sind Ausflüge geplant, und es ist wirklich cool, diese mit meinen Freunden zu unternehmen. Rafaela ist meine beste Freundin, weil sie mir bei den Aktivitäten hilft.“

Elem bestätigt, dass Ezequiels Unabhängigkeit durch die Art und Weise gewachsen ist, weil er von allen am Projekt Beteiligten willkommen geheissen und miteinbezogen wird. „Ich glaube, dass die Aktivitäten ihm helfen, sich zu entwickeln. Ich freue mich sehr, dass er darüber spricht, was er jeden Tag lernt. Als Familie sind wir sehr glücklich, denn wir sehen, dass er sich innerhalb des Projekts wie ein freies Kind fühlt und seinen Klassenkameraden ebenbürtig ist. Für diese Erfahrungen bin ich unendlich dankbar.“

Die aktuelle Herausforderung für die Familie ist der Bedarf nach einem Spezialrollstuhl. Ezequiel ist über seinen jetzigen hinausgewachsen; dieser unterstützt seine Körperhaltung nicht mehr. Seine Eltern versuchen zusammen mit dem Projekt, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Mittel dafür aufzubringen.

Wie für viele der Kinder, die das Zentrum Arco Verde der Heilsarmee besuchen, tragen die erworbenen Fähigkeiten und die persönliche Entwicklung zu einer vielversprechenden Zukunft bei. Das ist bei Ezequiel nicht anders: "Ich nehme gerne am Projekt teil und ich möchte es nicht missen. Wenn ich gross bin, möchte ich Polizist werden".

Autor
Stephanie Chagas-Bijl

Publiziert am
25.6.2020