Ein neuer Start

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Tuyêt Trinh Geiser donne son témoignage
Tuyêt Trinh Geiser donne son témoignage
© Sébastien Goetschmann / Lizenzfrei

Tuyêt Trinh floh aus Vietnam und wurde im Foyer Neuenburg aufgenommen. Im Korps Neuenburg gab sie ein eindrückliches Zeugnis ab.

Während des Fünf-Uhr-Gottesdienstes am Sonntag, dem 26. Januar, im Korps Neuenburg, berichtet Tuyêt Trinh Geiser von ihrem Exil und dem Empfang, den sie bei ihrer Ankunft in der Schweiz im Foyer der Heilsarmee in Neuenburg erhielt. Von tiefer Demut geprägt, war es ihr sichtlich peinlich, vor einem Publikum zu stehen und über ihre aussergewöhnliche Reise zu sprechen. Wenn sie dies 40 Jahre nach ihrer Ankunft in der Schweiz dennoch tat, dann nur, um der Heilsarmee für ihre Freundlichkeit zu danken.

Flucht vor jeder Gefahr
Tuyêêt Trinh Cao Dinh kommt in Biên Hoà, in der Nähe von Saì Gòn, zur Welt. Als Tochter eines katholischen Vaters aus dem Norden und einer buddhistischen Mutter aus dem Süden ist sie mit dem Krieg in Vietnam vertraut. Als ihr Vater vom kommunistischen Regime verhaftet wird, weil er Kontakte zu Amerikanern hat, versucht ihre Mutter, sie dazu zu bewegen, das Land zusammen mit ihrem Bruder, ihrer Schwester und drei Cousins für den Preis eines Kilogramms Gold zu verlassen.

Nach einem ersten erfolglosen Versuch gelingt Trinh 1979 zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Bruder die Flucht aus Vietnam an Bord eines überladenen Fischerbootes. Ihr Schiff von thailändischen Piraten geentert, die sie fast ohne Nahrung auf einer einsamen Insel zurücklassen. Die thailändische Armee führt sie in ein Lager zurück, wo Trinh ihren 14. Geburtstag feiern wird. Eine Reihe von ausländischen Missionen kommt zu Hilfe und bietet an, einige der Flüchtlinge aufzunehmen. Trinh stellt eine Anfrage an die Schweiz, weil sie die Schokolade so sehr mag, die sie einmal bei ihrem Vater probieren durfte. Im Juli 1979 fliegt sie von Bangkok nach Kloten.

Integrationsprozess
Nach einem kurzen Aufenthalt im Centre des Cernets im Neuenburger Jura werden Trinh, ihre Schwester und ihr Bruder in das Maison de Prébarreau geschickt, das damals von der Heilsarmee geführt wird. "Ich bin der Heilsarmee sehr dankbar, dass sie uns so herzlich aufgenommen und uns unterstützt hat. Ich war sehr froh, dass ich in diesem Haus, das für junge Mädchen mit Familien- und Verhaltensproblemen gedacht war, nicht von meinem Bruder getrennt wurde, sondern dass dieser in einem Anbau untergebracht werden konnte. Die Regeln und Strukturen, die ich hier kennenlernte, halfen mir, die neue Kultur zu verstehen, insbesondere durch Essen und Kochen. Dies gab mir eine gute Grundlage, um mich erfolgreich zu integrieren." Im Heim lernte Trinh einfache Dinge, die sie vorher nicht kannte, wie Kleider zusammenlegen, aufräumen, im Garten arbeiten, sowie auch die französische Sprache mit der inzwischen verstorbenen Majorin Margaretha Zimmermann. „Die Majorin war wie eine Mutter für uns. »

Nach zwei Jahren im Heim begann Trinh zu arbeiten und heiratete bald. "Ich wollte unabhängig sein, es war mir schrecklich peinlich, so viel entgegenzunehmen. Ich glaube, es war Majorin Zimmermann, die für mich eine kleine Stelle bei der Migros fand. Wenn ich hier und heute dieses Zeugnis gebe, dann will ich damit sagen, dass ich zwar nicht mehr viel Kontakt mit der Heilsarmee habe, dass diese aber in meinem Herzen bleibt."

Die Majore Doris und Pierre-Alain Droz, zwei junge Leutnants, die 1979 ihren Dienst als Heilsarmeeoffiziere im Maison de Prébarreau begannen, waren ebenfalls im Saal anwesend. Doris kam am Ende von Trinhs Rede nach vorne, um ihre Dankbarkeit auszudrücken, sie wiederzusehen und um festzustellen, wie die schützende Hand Gottes während ihres ereignisreichen Lebens auf wundersame Weise gewirkt hatte. Sie schloss ab mit einem Gebet für Trinh.

 

Heute ist Tuyêt Trinh Geiser Eigentümer des Unternehmens Aux5T in Sion. Neben dem Servieren aussergewöhnlicher Tees aus u.a. Vietnam, Taiwan, Japan und China widmet sie sich auch ihrer Leidenschaft für die Malerei. Sie schrieb auch das kleine Buch "Le riz pousse "Wenn ich dieses Buch geschrieben habe, dann erstens für meine Kinder, damit sie wissen, was ich durchgemacht habe, und zweitens, um die Geschichte der Boat People zu erzählen", so Trinh.

Autor
Sébastien Goetschmann

Publiziert am
28.1.2020