Eine Armee in der Kaserne taugt nicht

Eine Armee in der Kaserne taugt nicht

© Claude Coeudevez / Limitierte Rechte

Am 31. März haben die Salutisten der Romandie in Yverdon ein Osterfest gefeiert. Das Motto: Unterwegs mit Jesus.

General André Cox, internationaler Leiter der Heilsarmee und seine Frau, Kommissärin Silvia Cox, haben den Anlass genutzt, um die Heilsarmee-Mitglieder zu ermutigen, Zweifel und Ängste, die uns bremsen, buchstäblich sterben zu lassen. Dies im Wissen darum, dass Jesus an unserer Seite ist. Ja, unser Retter lebt und wenn wir ihm Platz in unseren Herzen überlassen, dann ändern sich die Umstände. Unter dem Motto „Leben und sterben lassen“ orientierte sich das Osterfest am Weg der beiden Emmausjünger. Die Geschichte können Sie in Lukas 24 lesen. 

Am Morgen empfing die Band Brass of Praise, die nationale Brassband der Heilsarmee Schweiz, die Besucherinnen und Besucher musikalisch. Die Geschichte der Emmausjünger wurde in kleinen Theaterstücken aufgeführt, begleitet von einem Chor, der eigens für diesen Anlass zusammengestellt wurde, von der Brass of Praise sowie von der Vorstellung des Generals durch Kommissär Massimo Paone, Territorialleiter der Heilsarmee Schweiz, Österreich und Ungarn. 

Was muss ich loslassen, um Jesus zu sehen?

Kommissärin Silvia Cox predigte am Morgen zum Thema „Sterben lassen“. „Das ist etwas, das ich stark spürte, als wir in Finnland dienten. Dort sind die Nächte im Winter sehr lang und der Frühling erscheint ihnen wir eine Wiedergeburt. In der Geschichte der Emmausjünger ist auch noch Winter, wie wir in Lukas 24 lesen. Die Emmausjünger haben eine falsche Vorstellung davon, wer Jesus ist. Sie warten auf den Erlöser, der sie von der römischen Besatzung befreit. Als Jesus am Kreuz stirbt, sind sie verzweifelt, enttäuscht, sie verstehen es einfach nicht. Vielleicht haben auch wir eine falsche Vorstellung von Gott, die wir loswerden möchten, um ihn zu sehen, wie er wirklich ist? Vielleicht kennen wir das Evangelium als eine schöne Geschichte, eine Absicherung, dass wir ins Paradies kommen, haben aber Jesus nie wirklich kennengelernt?“

Auf dem Weg nach Emmaus bedrängt Jesus die Jünger nicht, die ihn nicht erkennen, obwohl sie drei Jahre zusammen unterwegs waren. Sondern er erklärt ihnen die Schrift. „Was hindert uns daran, Jesus zu sehen?“, fragt Kommissärin Cox. In Epheser 4, Verse 21 bis 24 schreibt Paulus: Was Jesus wirklich von uns erwartet, habt ihr gehört – ihr seid es ja gelehrt worden: Ihr sollt euer altes Leben wie alte Kleider ablegen. Folgt nicht mehr euren Leidenschaften, die euch in die Irre führen und euch zerstören. Lasst euch in eurem Denken verändern und euch innerlich ganz neu ausrichten. Zieht das neue Leben an, wie ihr neue Kleider anzieht. Ihr seid nun zu neuen Menschen geworden, die Gott selbst nach seinem Bild geschaffen hat. Jeder soll erkennen, dass ihr jetzt zu Gott gehört und so lebt, wie es ihm gefällt. „Um neue Menschen zu werden, müssen Dinge verschwinden“, so die Kommissärin weiter. „Die Jünger mussten ihre Entmutigung, ihre Bitterkeit loslassen, um sich über den auferstandenen Christus zu freuen. Und in unserem Leben, wo ist es da noch Winter? Schlechte Angewohnheiten, Ängste, zum Beispiel die Angst, die Uniform zu tragen, einen Unterschied zu machen, Jesus nachzufolgen – müssen diese alle sterben?“ Ein Gebetsmoment beschliesst den Morgen. Darin wird auch festgehalten, dass es nicht unsere eigene Kraft ist, sondern die Gnade Gottes, die uns hilft, alles loszulassen, das uns hindert, ihn zu sehen.  

Auf einer Klagemauer konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Post-it-Zettel befestigen, auf denen sie geschrieben hatten, was sie in ihrem Leben loswerden möchten. Die Pappwand haben die Kinder bei einem Wettbewerb am Nachmittag dann abgerissen. 

Eine Armee muss im Feld sein

Nach Suppe und Brot zum Zmittag spielte die Brass of Praise ein wunderschönes Konzert, begleitet von einer Tamburingruppe mit Teilnehmern von 2 bis 80 Jahren, die einen rassigen Marsch zeigte. 

Kommissärin Silvia Cox begann ihre Rede mit einem persönlichen Zeugnis. Sie erzählte, wie sie Zweifel und Ängste sterben lassen musste, um in eine Beziehung mit Gott zu treten – und um den Ruf als Heilsarmee-Offizierin anzunehmen (besonders hart abzulegen war damals ihre Fluganst). Ihr ist wichtig, zu betonen, dass sie sich als Kind bekehrt habe. Darum sei ihr auch heute noch die Unterweisung von Kindern ein Herzensanliegen. Sie sei überzeugt, dass viele wichtige Entscheidungen für das Leben bereits in der Kindheit und Jugend getroffen werden.

„Folgen wir wie die Jünger dem Weg, der nach Emmaus führt?“ Mit dieser Frage forderte General André Cox in seiner Predigt die Versammlung heraus. „Wo sehen wir in unserem Alltag dieses Leben, das uns einzig der auferstandene Christus geben kann? Manchmal hindern unsere Sorgen, unsere Traurigkeit und unsere Herausforderungen daran, Jesus zu sehen, der an unserer Seite geht. Unser Retter lebt! Aber um das zu sehen, muss unser Blick nicht auf uns selbst, sondern auf ihn gerichtet sein. Manchmal höre ich Salutisten den guten alten Zeiten nachweinen. Aber eine Armee, die sich in der Kaserne versteckt, taugt zu nichts. Wir sind nicht eine Gemeinschaft, die in ihrer Ecke lebt. Erst wenn wir unseren Auftrag wahrnehmen, Not zu lindern, zu den Randständigen zu gehen, dann ändern sich die Dinge. Denn Gott handelt!“

Dann rief er zu mehr Glauben auf. „Wenn wir uns von der Sünde abwenden, die am Kreuz besiegt wurde, wenn wir dort auch unsere Schwächen und Verfehlungen lassen, dann werden Leben verändert. Gott gibt uns dazu die nötige Kraft ,von oben´.“ Mehrere Personen standen anschliessend auf, um für ihr Leben oder ihr Korps zu beten, im Wissen darum, dass der heilige Geist jede Situation verwandeln kann. Mit den Worten Jesu an die Emmausjünger – als diese ihn schliesslich erkannten - endete der Tag: Friede sei mit euch! (Lukas 24,36)

Autor
Sébastien Goetschmann

Publiziert am
1.4.2018