"Fördere das Werk unserer Hände!"

"Fördere das Werk unserer Hände!"

General Brian Peddle, Leiter der Internationalen Heilsarmee
General Brian Peddle, Leiter der Internationalen Heilsarmee
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Botschaft von General Brian Peddle, Leiter der Internationalen Heilsarmee, über Freiheit und Arbeit.

„Dann bedeckte die Wolke das Zelt der Begegnung, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Stiftshütte" (2. Mose 40,34).

Mit dieser Andacht schliessen wir unsere Überlegungen zum 2. Buch Mose ab. Es ist eine bemerkenswerte Geschichte über Gottes Wege mit der Menschheit, nach seinem Bilde geschaffenen. Als der Exodus beginnt, wird Israel von einem tyrannischen Pharao unterdrückt; als das Buch endet, leben sie in Freiheit. Als der Exodus beginnt, bauen sie Städte für den Pharao; als das Buch zu Ende geht, baut Israel eine Stiftshütte, in der Gott angebetet werden soll. Im 29. Kapitel des 2. Buchs Mose sagt Gott: "Und ich will in der Mitte der Kinder Israels wohnen, und ich will ihr Gott sein. Und sie sollen erkennen, dass ich, der Herr, ihr Gott bin, der sie aus dem Land Ägypten geführt hat, damit ich in ihrer Mitte wohne, ich, der Herr, ihr Gott" (2. Mose 29,45-46). Die Stiftshütte ist eine Wohnstätte Gottes, des Schöpfers des Universums. Israel weiss, und wir wissen es auch, dass der Schöpfer der Galaxien nicht in einer von Menschen errichteten Stiftshütte eingeschlossen werden kann. Aber in seiner Gnade wählt Gott einen Ort der Begegnung mit jenen, die er aus der Sklaverei befreit hat.

Im 2. Buch Mose wird betont, dass die Stiftshütte strikte nach den Anweisungen Gottes errichtet wird. Und doch tragen auch menschliches Kunstfertigkeit und geschickte Hände dazu bei (siehe 2. Mose 36,1). Die Stiftshütte wird nicht aus Zwang, sondern mit frohem und willigem Herzen gebaut. Im 35. Kapitel heisst es: "So brachten die Kinder Israels dem Herrn eine freiwillige Gabe — alle Männer und Frauen, die willigen Herzens waren, zu all dem Werk beizutragen, das der Herr durch Mose auszuführen befohlen hatte" (2. Mose 35,29). Im Gegensatz zur Zwangsarbeit, unter welche sie die Bauten des Pharaos gebaut hatten, errichteten die Israeliten diesen heiligen Tabernakel in Freiheit. Sie fingen an, etwas von Gottes erlösender Gnade zu verstehen und frei darauf zu reagieren. Das letzte Kapitel stellt fest, dass, als die Arbeit am Bau der Stiftshütte beendet war, "die Wolke das Zelt der Begegnung bedeckte und die Herrlichkeit des Herrn die Stiftshütte erfüllte" (2. Mose 40,34). Die Herrlichkeit Gottes erfüllte diese Stiftshütte, die von Menschenhand in der Wüste gebaut worden war.

Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht ein Mann namens Mose. Als Kind aus dem Nil gezogen und privilegiert im ägyptischen Königshaus aufgewachsen, entscheidet sich Moses dafür, sich mit seinem eigenen Volk, den Hebräern, zu identifizieren. Gezwungen, um sein Leben zu fliehen, begegnet Mose Gott in einem brennenden Busch. Dort erfährt er, dass Gott einen Sinn für sein Leben hat, eine Berufung. Diese Berufung bedeutet, der unterdrückenden Macht entgegenzutreten; sie bedeutet, ein störrisches Volk zu führen; sie schliesst persönliche Gespräche mit Gott ein; und sie erfordert den Mut, bei Gott für sein Volk Fürsprache zu halten. Gott wusste, was er tat. Gott kannte Mose beim Namen. Gott kannte den Charakter dieses Mannes und vertraute Mose. Nach 40 Jahren in der Wüste erzählt das 5. Buch Mose davon, wie Israel kurz davor steht, das Land der Verheissung zu betreten. Im letzten Kapitel lesen wir, dass Gott Mose an einen erhöhten Ort führt und ihm die Zukunft zeigt. Dann sagte Gott zu Mose: „Dies ist das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe. Ich lasse es dich mit deinen Augen sehen, aber hinübergehen sollst du nicht! (5. Mose 34,4). Mose sah Gottes Zukunft, aber er sollte diese Zukunft nicht selbst bereisen. Mose stand vor einer Grenze.

Im Buch der Psalmen gibt es nur einen Psalm, der Mose zugeschrieben wird, und das ist Psalm 90. Stellen wir uns vor, wie Mose auf dem Gipfel des Berges Nebo steht, dieser Grenze zugewandt, und  die Schlussworte von Psalm 90 betet. Hören wir dem Gebet dieses Psalms aufmerksam zu:

„Und die Freundlichkeit des Herrn, unsres Gottes, sei über uns, und das Werk unsrer Hände fördere du für uns, ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern!“ (Psalm 90,17)

Mose vertraute seine Arbeit Gott an. Er betete, dass Gott das Werk seiner Hände aufnimmt und festlegt, dass Gott es bestätigt und den grösseren Zielen Gottes dient. Wie Mose wird jeder von uns an eine Grenze kommen, an der wir mit dem Werk unserer Berufung nicht mehr fortfahren können. Dafür wird es viele Gründe geben. Aber das bedeutet nicht, dass unsere Arbeit zu einem Ende kommt. Mit Mose legen wir unsere Arbeit in Gottes Hände und bitten diesen befreienden Gott, sie zu begründen, zu bestätigen und unsere Arbeit zu segnen. Lasst uns alle darauf vertrauen, dass Gott das Werk unserer Hände bestätigt. Amen!

Autor
General Brian Peddle, Leiter der Internationalen Heilsarmee

Publiziert am
23.11.2020