Gott kennt unsere Leiden aus nächster Nähe

Dann sprach der Herr: "Ich habe ihre Leiden erkannt." (2. Mose 3,7)

In den vergangenen Wochen haben wir aus dem 1. Buch Mose gelesen. Wir sahen, wie Gott im Leben von Abraham und Sara, Jakob und Rahel und Joseph wirkte. Das 1. Buch Mose endet mit Joseph in Ägypten. Erinnern wir uns daran, dass Joseph nach Ägypten verschleppt worden ist, aber bei den Beamten ein solches Vertrauen gewinnt und dass ihm eine wichtige Verantwortung übertragen wird. Die Geschichte der Bibel setzt sich dann mit dem 2. Buch Mose fort. Dieses zweite Buch der Bibel ist entscheidend für unser Verständnis von Gott, von Gottes Volk und von der Führung des Volkes Gottes. 

Zu Beginn dieses Buches wird uns gesagt, dass ein neuer Pharao in Ägypten regiert. Es wird uns auch gesagt, dass dieser neue Pharao Joseph nicht kennt. Er kennt den Joseph nicht, der die Wirtschaft Ägyptens so weise verwaltet hat, sodass das Land sieben Jahre Hungersnot überlebt hat. Er kennt gewiss nicht den Joseph, der seine Familie aus Kanaan geholt hat, um sich in Ägypten niederzulassen. Dieser Pharao glaubt jedoch, dass diese Israeliten eine Bedrohung für sein Königreich darstellen. Er fürchtet diese Menschen, die zahlenmässig gewachsen sind, sodass dieser neue Pharao sie versklavt.

Er nimmt sie in die Pflicht und zwingt sie zum Bau von Städten, die seine Macht symbolisieren. Dieser Pharao setzt auch ein Programm des Völkermords in Gang. Jedes Mädchen, das geboren wird, kann leben, aber wenn ein Junge geboren wird, soll er in den Nil geworfen werden. Der Fluss, der normalerweise Leben schenkt, wird zu einem Ort des Todes. So beginnt das 2. Buch Mose mit der Geschichte Israels in der Gefangenschaft.

Die Zeit vergeht, und dieser namenlose Pharao stirbt. Aber sein System der Unterdrückung geht weiter. Aus Schmerz und Leid heraus schreit Josephs Volk um Hilfe. Aber wo ist Gott inmitten dieses Leidens? Wo ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs in dieser Sklaverei? Wo ist Gott in den Unterdrückungen unserer Welt? Wo ist Gott in den Leiden derer, die ihre mit COVID-19 infizierten Familienmitglieder nicht besuchen können? Wo ist Gott in den Qualen der Flüchtlinge, deren Lager auf der Insel Lesbos bis auf die Grundmauern niedergebrannt sind?

Das 2. Buch Mose hilft uns zu erkennen, dass die Schreie des Leidens die Ohren Gottes erreichen. In Kapitel 3, Vers 7, sagt Gott: "Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt."

Dieses Wissen ist das tiefe, intime Wissen, das Eltern von ihren Kindern haben. Gott kennt unsere Leiden aus nächster Nähe. Gott kennt die Leiden derer, die heute von Menschenhandel betroffen sind. Gott kennt die Leiden derer, die rassistisch unterdrückt werden. Es besteht eine innige Verbindung zwischen Gott und den Leidenden. Der Pharao mag Joseph nicht kennen, aber Gott kennt die Leiden seines Volkes. Und das führt dazu, dass Gott sein Heilswerk beginnt. Wir werden sehen, wie Gott mit dieser Aufgabe umgeht, wenn wir im 2. Buch Mose weiterlesen. 

Salutisten, die mitten in dieser Pandemie leben, sind sich der Schreie des Leidens bewusst. Viele von ihnen kennen die Leiden und die Leidenden dieser Tage aus nächster Nähe. Einige von uns sind in das Leiden derer eingeschritten, die rassistischen Missbrauch erleben. Die Heilsarmee kennt die Leiden, die daraus entstanden sind, als verschiedene Teile der Welt einer verheerenden Feuersbrunst zum Opfer gefallen sind. Wir neigen unsere Ohren zu den Schreien des Leidens und antworten mit der erlösenden Gnade Gottes. Wir halten uns nicht vom Leiden fern. Wir beschäftigen uns damit und antworten darauf.

Wenn Sie weiterhin unsere Mission in einer leidenden Welt verkörpern, wissen Sie um meine betende Unterstützung. Mögen wir gemeinsam wissen, dass Gottes Ohren sich diesen Schmerzensschreien zuneigen. Und dieses Wissen macht einen Unterschied.

Gott segne Sie.

Autor
General Brian Peddle, Leiter der Internationalen Heilsarmee

Publiziert am
12.10.2020