Nackte Füsse, keine Tricks

Nackte Füsse, keine Tricks

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Zeugnisse der Kadetten, die die Session "Boten des Königsreichs" an der Heilsarmee-Offiziersschule abschliessen. Heute: Aurore Geiser.

Welchen Schuh würdest du nach Abschluss der Offizierschule wählen? Was brauchst du, um in den Offiziersdienst zu treten? Was hat sich in diesen zwei Jahren einer Ausbildung verändert?

Ich würde immer noch die High-Heels wählen, denn meine Wünsche für meinen Dienst haben sich nicht geändert. Und doch habe ich mich in dieser Ausbildung weiterentwickelt. Deshalb würde ich andere Schuhe nehmen, nämlich gar keine. Während der Ausbildung erlebte ich, dass Gott ganz unterschiedliche Menschen beruft. Und so rief er auch mich, damit ich mich selbst sein kann. Ich muss nicht versuchen, jemand anderes zu werden. Dafür stehen meine nackten Füsse, nur ich, ohne Tricks. In Yverdon erinnert man sich an mich und sagt: "Du kennst doch Aurore. Die, die immer barfuss lief." Ich kann nicht benennen, wo ich mich verändert habe. Es hat sich aber etwas entfaltet, das bereits vorhanden war. Ich wuchs vor allem im Vertrauen und lernte vieles dazu. Und gleichzeitig sehe ich noch so vieles, was mir fehlt. Was ich aber wirklich für meinen Dienst brauche, ist, dass ich mich Gott so zur Verfügung stelle, wie ich bin.

 

Welches sind deine Träume, Wünsche, Hoffnungen für deine Zukunft als Heilsarmeeoffizierin?

Ich träume von einer Kirche, die wie eine Familie ist, in der Menschen ihren Platz finden und sich für das Familienleben treu einsetzen. Ich möchte mich am Aufbau einer Gemeinschaft beteiligen, in der wir uns in Liebe begegnen und die Beziehungen zwischen den Generationen pflegen. Ich möchte eine Frau sein, die auf Gott hört und sich vom Heiligen Geist leiten lässt, die für die Mitglieder ihrer Gemeinde eine Vertrauensperson ist, und sie zur persönlichen Entwicklung ermutigt. Ich würde gerne Mitglied einer von Gott belebten Heilsarmee sein. Ich träume auch noch von vielen anderen Dingen; doch letztendlich möchte ich einfach nur ein Werkzeug in den Händen Gottes sein und mich ihm zur Verfügung stellen, um zu erleben, wie sein Leben in meinem Leben und meinem Dienst wirkt. Denn ohne Gottes Handeln sind all diese Träume nichts wert.

 

Was würdest du tun, wenn du bei deiner ersten Bestallung merkst, dass es überhaupt nicht das ist, was du dir erhofft hattest?

Zuerst würde ich sicher weinen. Doch ich hoffe, dass ich es dann wieder in Gottes Hände legen kann. Schliesslich ist das, was man sich wünscht, nicht immer das, was man braucht. Gott aber weiss, was wir brauchen und wohin er uns senden will. Danach würde ich mit meinem Divisionsoffizier sprechen, um Wege zu finden, damit ich meinen Dienst voll und ganz leben kann, da wo ich hingestellt bin. Und wenn das alles nichts bringt, würde ich auf einen Wechsel hoffen (hahaha). Ich weiss, dass mich Gott berufen hat und ich will ihm folgen. Als ich auf seinen Ruf antwortete, sagte ich zu Gott: "Okay, aber du hast das Sagen." Das heisst nicht, dass alles immer einfach sein wird, aber ich weiss, dass ich mich auf den verlassen kann, der mich berufen hat. "Gott hat euch ja dazu auserwählt; er ist treu, und was er in euch begonnen hat, das bringt er auch ans Ziel" (1.Thessalonicher 5,24).

Autor
Die Redaktion

Publiziert am
7.5.2020