Neues Angebot für psychisch kranke Wohnungslose

Neues Angebot für psychisch kranke Wohnungslose

(v.l.) Major Gerhard Wyss, Regionalleiter Heilsarmee Österreich, DSA Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien, Doktorin Pfarrerin Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie, Uschi Lichtenegger, Bezirksvorsteherin der Leopoldstadt.
(v.l.) Major Gerhard Wyss, Regionalleiter Heilsarmee Österreich, DSA Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien, Doktorin Pfarrerin Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie, Uschi Lichtenegger, Bezirksvorsteherin der Leopoldstadt.
© Mag. Karolina Oldakowska / Lizenzfrei

Die Heilsarmee Wien hilft durch das neue Angebot „Intensiv Betreutes Wohnen“ und durch den Treffpunkt "Wintergarten".

Seit Jahren steigt der Anteil psychisch Erkrankter in der Wiener Wohnungslosenhilfe. Für Betroffene eine enorme Belastung, für Mitarbeitende eine Herausforderung. Es braucht individuelle Lösungen und Rückzugsmöglichkeiten. Die Heilsarmee schafft durch das neue Angebot „Intensiv Betreutes Wohnen“ Abhilfe: durch Inklusion, Mitbestimmung und leistbaren Wohnraum sowie einem Tagestreff – dem Wintergarten.

Psychische Erkrankungen nehmen zu
Eine Evaluierung der Wiener Wohnungslosenhilfe aus dem Jahr 2012 ergab, dass 39 Prozent aller Befragten von aktuellen psychischen und seelischen Beschwerden betroffen sind. Weitere 30 Prozent gaben an, von einer Suchtthematik, die ebenfalls den psychiatrischen Erkrankungen zugeordnet ist, belastet zu sein.

Der Verband der Wiener Wohnungslosenhilfe (VWWH) nimmt eine Steigerung der psychisch Erkrankten in der Praxisarbeit wahr. Auch die Heilsarmee, seit Jahrzehnten mit der Arbeit mit psychisch Erkrankten in Wien vertraut, berichtet von einer Zunahme an jungen wohnungslosen und psychisch auffälligen Menschen. Psychisch krank und wohnungslos – oder wohnungslos, weil psychisch krank – was auch immer zuerst eintritt: diese Kombination bedeutet für Betroffene enormen Stress und hat negative Auswirkung auf den gesundheitlichen Zustand.

„Wohnungs- oder Obdachlos zu sein ist eine grosse Belastung für die Betroffenen. Für Menschen, die zusätzlich noch mit einer psychischen Erkrankung zu kämpfen haben, sind geschützte Orte ganz essentiell für die eigene Stabilisierung und Stärkung. Mit dem neuen Angebot leistet die Heilsarmee Österreich einen wichtigen Beitrag für die Betreuung psychisch kranker wohnungsloser Menschen. Mit der Förderung des Fonds Soziales Wien wird das Angebot für Betroffene ausgebaut.“, fasst die Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien, DSA Anita Bauer, das Projekt zusammen.

Wien schaut hin
Wie wichtig das Thema psychische Gesundheit für Wien ist, zeigt die Unterstützung für das Angebot: „Ein Wintergarten ist ein Ort der Geborgenheit und des Daheimseins. Ich danke der Heilsarmee dafür, dass sie Menschen, die auf besonders intensive Betreuung angewiesen sind, so einen Ort im Stuwerviertel anbietet!“, so Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger am Eröffnungsfest. Die gesellschaftliche Relevanz des Themas spiegelt sich auch in der Gästezahl: über 80 Personen nahmen an der Feier teil und zeigten Interesse am innovativen Konzept.

Auch Pfarrerin Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie freut sich über das neue Angebot: „Die Heilsarmee ist Teil der Diakonie und bietet seit vielen Jahren Unterstützung für Betroffene und Angehörige. Sie ist dort, wo die Nöte und Bedürfnisse der Menschen sind.“

Major Gerhard Wyss, Geschäftsführer der Heilsarmee Österreich nennt die Gründe für die Entstehung des Wintergartens: „In der Arbeit des Betreuten Wohnens wurde seit längerem klar, dass unser Angebot für einen Teil unserer BewohnerInnen nicht mehr ausreichen. Grund dafür waren und sind sehr oft psychische Beeinträchtigungen.
Hier greift das neue Angebot des Intensiv Betreuten Wohnens sehr gut.“

Das Intensiv Betreute Wohnen
Eine wichtige Besonderheit des Intensiv Betreuten Wohnens (inBEWO) stellt der grosszügige zeitliche Rahmen der Betreuung dar: Psychisch Erkrankte brauchen Zeit um wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Zeit, um ihre Erkrankung wahrzunehmen, um sie zu akzeptieren. Zeit, um eine Behandlung zu beginnen. Zeit um soziale Kontakte zu knöpfen. Denn das Leben auf der Strasse und eine psychische Erkrankung beenden die meisten sozialen Kontakte. In vielen Fällen ist diese Situation von Armut geprägt – eine gesellschaftliche Teilhabe wird so unmöglich. Betroffene berichten, dass ihnen vor allem Wohnraum und damit verbunden Privatsphäre sowie Rückzugsmöglichkeiten fehlen, um ihre psychische Situation zu verbessern.

Diese Muster will das inBEWO durchbrechen indem es Wohnraum und einen geschützten Rückzugsort anbietet – den Tagestreff „Wintergarten“. Hier können sich BewohnerInnen frei von Konsumzwang treffen und Angebote gestalten. Mitsprache und Mitbestimmung bietet das BewohnerInnentreffen – Ideen werden aufgegriffen und umgesetzt - sei es bei Ausflügen, der Einrichtung des Tagestreffs oder der Freizeitgestaltung. Viele Initiativen kommen von den BewohnerInnen und werden durch die Betreuenden unterstützt. Ziel ist die gesellschaftliche Inklusion. Aber einfach auch ein Ort an dem man Platz nimmt und mit Menschen in einem Raum ist, ohne Zwang zur Kommunikation – ganz individuell – so wie Menschen eben sind.

Die Heilsarmee - seit über 90 Jahren in Österreich
Die Heilsarmee ist eine Hilfsorganisation und christliche Glaubensbewegung, die in 131 Ländern Menschen in schwierigen Lebenssituationen unterstützt.
In Österreich wurde die Heilsarmee 1927 gegründet und ist vorrangig in der Wohnungslosenhilfe tätig. Die Heilsarmee bietet eine breite Palette an sozialen Einrichtungen, wie das Männerwohnheim SalztorZentrum, das Betreute Wohnen, die Mobile Wohnbegleitung, das Intensiv Betreute Wohnen oder das Sozial Betreute Wohnhaus Haus Erna, an. Das Angebot umfasst aber auch zahlreiche Angebote innerhalb der Gemeindearbeit sowie Gefangenenseelsorge.

 

Autor
Mag. Karolina Oldakowska

Publiziert am
3.7.2019