Psychiatrische Spitex bietet Hilfe im Alltag

Psychiatrische Spitex bietet Hilfe im Alltag

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Heilsarmee mobil ist für Menschen da, die mit psychischen Erkrankungen oder Suchtkrankheiten kämpfen oder in Lebenskrisen stehen.

Die Heilsarmee betreibt seit fünf Jahren die Psychiatrische Spitex, die Heilsarmee mobil. Am Standort in Rheineck kümmert sich ein Team aus drei Mitarbeitern (Leiterin Heike Becker, Emil Signer und Rebecca Liesch) um 27 Klienten aus dem Raum Altstätten bis Tübach und Appenzell. Die Nachfrage steigt stetig, die Ressourcen sind jedoch erschöpft. «Wir haben eine Warteliste, aber solange wir keine weiteren Mitarbeiter finden, können wir keine weiteren Betreuungen annehmen», betont die Leiterin der Psychiatrie Spitex, Heike Becker. Deshalb sei man schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach ausgebildeten Fachpersonen, um das Team auszubauen.

Grosse Eigenverantwortung und das Setzen von Grenzen
Die Klienten werden durchschnittlich einmal pro Woche für zwei Stunden betreut. Die herausfordernde Arbeit der Psychiatrie Spitex ist dabei vielschichtig und breitgefächert. «Es gibt bei unserer Arbeit nichts, was es nicht gibt. Wir erarbeiten eine Anleitung, helfen bei der Bewältigung von Ängsten, bieten Hand bei der Tagesstruktur oder kümmern uns als Vermittler beispielsweise um Konflikte mit Ehepartnern oder Angehörigen», erzählt Becker und ergänzt, dass bei der Betreuung viel Wert auf die Zusammenarbeit mit Angehörigen, Hausärzten und Psychiatern gelegt werde. Doch bei den Besuchen sei man auf sich alleine gestellt und habe eine grosse Eigenverantwortung. Deshalb erfordert die Betreuung zu Hause viel Fingerspitzengefühl. Die Pflegefachpersonen sehen nicht selten Dinge, die der Patient seinem Psychotherapeuten verschweigt.

«Hier müssen wir entscheiden, wann und wie reagiert werden muss. Das kann eine grosse Herausforderung sein», erklärt die Leiterin. Zudem sei es wichtig, dass man, trotz der entstehenden Vertrauensbasis mit den Klienten, klare Grenzen setze. «Wir machen im Team regelmässig Supervisionen», betont Becker. Die schönen Momente bei der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen überwiegen laut der Leiterin der Psychiatrie Spitex aber eindeutig. «Ich habe beispielsweise über drei Jahre mit einer jungen Frau mit Angststörungen gearbeitet und inzwischen konnte sie eine Ausbildung beginnen und hat ihre Ängste unter Kontrolle. Solche Momente geben einem Bestätigung», freut sich Becker. Ganz allgemein erhält das Team sehr viel Dankbarkeit und positive Rückmeldungen für ihre Arbeit. Zudem sei der Mehrwert der Heilsarmee oft sehr hilfreich bei der Betreuung. «Wir missionieren nicht, aber wenn die Klienten möchten, sind die Wege kurz, um beispielsweise dem Heilsarmee-Chor beizutreten oder von dessen Mittagstisch Gebrauch zu machen.»

Finanzielle Herausforderung
Eine grosse Herausforderung ist jedoch die Finanzierung. Rund die Hälfte des finanziellen Aufwandes wird durch die Krankenkassen, Gemeinde und Beitrag der Klienten abgedeckt. Doch etwa 50 Prozent werden durch Spendengelder der Heilsarmee finanziert. «Die Gemeinden sind nicht bereit die Restfinanzierung, der von der Heilarmee erbrachten ambulanten, psychiatrischen Dienstleistungen zu übernehmen. Wir können dies nicht nachvollziehen, besteht doch ein gesetzlicher Auftrag psychiatrische, ambulante Leistungen der Bevölkerung zugänglich zu machen. Die Heilsarmee macht dies», so Becker. Das Team der Psychiatrischen Spitex ist überzeugt, dass eine ambulante Betreuung die Zukunft sei und man mit einer gesicherten Finanzierung und einem Personalausbau bald noch mehr Menschen bei der Alltagsbewältigung helfen könne.

Autor
Quelle: Rheintaler Bote Online (06.09.2017)

Publiziert am
6.9.2017