Rahab-Dienst in Ungarn

Da sagte Jesus: „Ich versichere euch: Die Zolleinnehmer und die Prostituierten werden eher in die neue Welt Gottes kommen als ihr.“ Matthäus 21, 31.

Wir sind alle Steuereintreiber, Steuereintreiber der Liebe. Das Bedürfnis nach Liebe ist in jedem von uns vorhanden, ebenso empfinden viele einen Mangel an Liebe. Aber wie geben und empfangen wir Liebe? Wo suchen wir sie und wie versuchen wir, sie zu bekommen? Welchen Preis müssen wir dafür zahlen? Es ist eine ständige Dynamik, eine Kraft, die uns antreibt.

In biblischen Zeiten erhob der Zöllner eine Steuer, die es erlaubte, in die Stadt zu kommen und sich frei zu bewegen, man musste dafür bezahlen. Auch heute sind wir bereit, Steuern zu zahlen und zu erheben. Eine Steuer, um Liebe zu empfangen. Dieses „Eintreiben“ von Liebe schlägt sich in der Prostitution nieder. Das ist eine verdrehte und pervertierte Interpretation der Liebe. Jeder, der sie benutzt und praktiziert, sucht die Liebe am falschen Ort. Wenn von Prostitution die Rede ist, denkt man an den Sexualakt, obwohl die Kunden in Wirklichkeit oftmals nach Liebe suchen. Eines der extremsten Beispiele für das Kaufen von Liebe!

Wie kann der Himmel der Erde begegnen?

Der Rahab-Dienst* der Heilsarmee ist seit fünf Jahren in Ungarn tätig und geht in den sogenannten „Toleranzzonen“ von Budapest auf Menschen zu, die sich prostituieren.

Zusammen mit Freiwilligen verschiedener Organisationen wie „Operation Mobilisation Hungary“ mit ihrem „Bus for Life“, der „Anonymous Roads Foundation“ und der reformierten Kirche von Gazdagrét haben wir uns am Weihnachtsabend mit Menschen getroffen, die sich in den Toleranzzonen von Budapest prostituieren, um ihnen Weihnachtsgeschenke und die Weihnachtsbotschaft zu überreichen. Wir begrüssten sie an Bord des Busses mit einer Tasse Kaffee oder heissem Tee.

In diesem Zusammenhang bewegten uns folgende Fragen: Wie können wir diese Menschen zur Quelle der Liebe führen und diese Liebe gemeinsam zum Ausdruck bringen? Wie können wir uns ihrer Welt und ihrer Lebensauffassung annähern? Wie kann der Himmel der Erde begegnen? Wir suchten und suchen immer noch nach Antworten auf diese Fragen.

Im Anschluss an diese gemeinsame Aktion wurde die Idee der Kontinuität mit den Freiwilligen aus verschiedenen Bereichen aufgeworfen. Wir sehen die Notwendigkeit einer gemeinsamen und regelmässigen Präsenz auf den Strassen und das Bedürfnis, Zeugen und gemeinsame Vermittler der Liebe zu sein, nicht nur an Weihnachten. Wir wollen uns gemeinsam weiterbilden, lernen, unser Geld, unsere Zeit zur Verfügung stellen und unsere Komfortzone verlassen.  

Unser Wunsch beim Rahab-Dienst ist es, unsere Bemühungen zu intensivieren, indem wir mehr Orte aufsuchen, Menschen in der Prostitution öfter besuchen, in direkten Kontakt treten, ihre Lebensgeschichten hören, mit ihnen verbunden, für sie da und verfügbar sind. Damit der Himmel der Erde begegnet!

*Rahab-Dienst der Heilsarmee in Budapest
Die „mobile Einheit Rahab“, die 2017 gegründet wurde, ist regelmässig mit Freiwilligen auf der Strasse präsent. Sie besucht Menschen in der Prostitution in den Toleranzzonen von Budapest. Ziel dieses Dienstes ist es, Beziehungen aufzubauen und Vertrauen zu diesen Frauen zu schaffen. Wir bieten Beratungen zu Prävention und Gesundheitsförderung sowie psychische Gesundheitsfürsorge, Programme zur Risikominderung und Kontakte zu Schutzorten.  

Im Jahr 2021 hat der Rahab-Dienst der Heilsarmee in Ungarn folgende Hilfestellungen geboten:

- 5 Überlebende von Menschenhandel konnten durch die Heilsarmee aus ihrer Missbrauchs-Situation gerettet werden

- 5 Überlebende erhielten eine kurzfristige Zuflucht in den Einrichtungen der Heilsarmee

- 8 Überlebende wurden an andere Organisationen verwiesen, um an einem sicheren Ort Zuflucht zu finden

- 8 Überlebende haben regelmässige psychologische und spirituelle Betreuung erhalten

- 12 Personen haben Hilfe bei der Wiedereingliederung in ihre Gemeinschaft erhalten, 3 davon konnten repatriiert werden

Autor
Heilsarmee Ungarn, Rahab Ministry

Publiziert am
22.2.2022