Zeugnis

Zeugnis

© Sébastien Goetschmann / Lizenzfrei

Auf dem Weg in die Ewigkeit: ein Zeugnis von Monica Zwahlen (6150 Zeichen).

Seit Anfang dieses Jahres 2019 schmückt ein eindrückliches Triptychon den Eingangsbereich des Heilsarmeekorps in Neuenburg. Das dreiteilige Gemälde zeigt Personen, die auf dem Weg ins himmlische Jerusalem sind. Der Weg als Symbol spielt für die Künstlerin Monica Zwahlen eine wichtige Rolle, auch in ihrem eigenen Glaubensleben.

«Ich kam sehr früh mit dem Glauben in Kontakt. Ich betete mit meiner Mutter und hörte die biblischen Geschichten. Meine Tante war Sergeantin im Korps Birsfelden, wo sie Sonntagsschule gab, und meine Gotte hat für mich ein Heft des Bibellesebundes abonniert. Das alles trug zur Entwicklung meines kindlichen Glaubens bei und hat – trotz einigen Umwegen – mein Leben geprägt. Eines Tages klopfte jemand an meine Tür und schlug mir vor, mit mir eine Bibelstunde zu machen. Doch ich spürte rasch, dass hier etwas nicht stimmte. Mein Glaube half mir, vorsichtig zu sein. Später besuchte meine Mutter regelmässig die Aktivitäten des Korps La Neuveville und nahm auch meine Kinder mit. Ich selber besuchte dort die Bibelstunden mit den Majoren Braun. Als das Korps in La Neuveville geschlossen wurde, wechselte ich nach Neuenburg. Das war vor etwa 25 Jahren. Im Nachhinein erkenne ich, dass sich Gott wie ein roter Faden durch mein Leben zog. Er hat mich auf meinem Weg begleitet.»

Zu den eigenen Werten stehen
«Ich fühlte mich von der Kunst schon immer angezogen. Als ich jung war, wollte ich deshalb Grafikerin werden, aber zu der Zeit schafften es nur wenige Frauen, in diesem Berufsfeld Fuss zu fassen. Da mein Vater krank war, musste ich zudem rasch eine Arbeit finden, um meinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Ich wurde Krankenschwester und arbeitete später als Oberschwester in einem Notfallzentrum für Kinder. Mir gefiel dieser Beruf, da man im Kontakt zu anderen Menschen steht und für andere sorgen kann. Mein Glaube war in diesen Jahren sehr wichtig. Er zeigte sich in den kleinen Dingen. Ich bemühte mich zum Beispiel, zu meinen Werten zu stehen und den Menschen, mit denen ich in Kontakt stand, respektvoll und wertzuschätzend zu begegnen. Ich versuchte immer, ein gutes Vorbild zu sein. Doch mein Glaube wurde auch in schwierigen Themen sichtbar. Es gab Bereiche, in denen ich zu meinen Überzeugungen stehen musste, wie zum Beispiel in Bezug auf das Berufsgeheimnis. Ich habe meinen Mitarbeitern meine Position sehr genau erklärt. Ohne es verbieten zu können, erklärte ich ihnen, dass Geheimnisse immer einen Preis haben. Das führte zu interessanten und respektvollen Diskussionen. Wenn wir nach den christlichen Werten leben, fordern wir die Menschen in unserem Umfeld heraus. Authentische Kontakte werden so möglich. Trotz all der Hürden und der verschlungenen Wege bemühte ich mich, so konsequent wie möglich zu sein. Ich glaube, dass dies zu einem christlichen Leben gehört. Ich habe keinen Vertrag mit Gott, in dem steht, dass alles gut wird, aber ich weiss, wo ich hingehe und dass ich meine Hand in die seine legen kann. Ich erlebe auch, dass man sich weniger verirrt, wenn man nicht allein auf dem Weg ist. Natürlich sind wir mit Jesus unterwegs, aber wir sind auch unterwegs mit den Brüdern und Schwestern in der Gemeinschaft.»

Kunst im Hintergrund
«Jetzt bin ich im Ruhestand und habe Zeit, zu malen. Für mich ist dies eine Zeit, die ich mit mir selbst und mit Gott verbringe. Es ist für mich eine Art der Selbstpflege und der Anbetung. Nach einer gewissen Zeit spüre ich, wie ich wieder bereit werde, anderen Menschen zu begegnen, und Belastungen weniger wahrnehme. Ich male nicht ausschliesslich zu «christlichen» Themen, aber ich weiss, dass diese Gabe von Gott kommt. Mein Glaube bringt mich dazu, stets nach Gott und seinem Willen zu suchen und das wird natürlich auch in meinen Bildern sichtbar. Vor der Leinwand öffnet sich mir ein Raum, in dem ich dem Gott, der sich mir offenbart, anders begegnen kann. Es ist ein zeitloser Moment, in dem einfach sein darf. Ich habe mir das Malen selbst beigebracht und nehme nun Kurse an der Kunsthochschule in Bern, um mich zu verbessern. Dort treffe ich auf Menschen, die nicht Christen sind. Das gibt mir die Möglichkeit, ihnen von meinem Glauben zu erzählen. Die Künstler sind oft sensibel für die Spiritualität.» Sei es im Umgang mit den Kollegen im Notfallzentrum, der Familie, der Teilnehmer ihrer Malkurse oder der Gemeinschaft des Korps Neuenburg, Monica Zwahlen weiss, wie wichtig es ist, anderen Menschen zu begegnen und vielleicht ein Stück Weg gemeinsam zu gehen. «In unseren Begegnungen sind unschätzbar wertvolle Perlen verborgen.»

 

 

 

Erklärung zum Tryptychon

Das Tryptychon zeigt zahlreiche biblische Geschichten, darunter die der Samaritanerin, die Jesus zu trinken gibt, oder die der Emmaus-Jünger. Dem Betrachter stehen verschiedene Interpretationen offen. Auch der Bibelvers aus Johannes 14,6 fordert uns heraus: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, denn durch mich». Monica Zwahlen erklärt: «Auf dem ersten Bildteil sieht man eine Person, die das Lebenswasser erhält und sich nun für einen Moment hingesetzt hat. Diese Person hat die Türe noch nicht geöffnet, um sich auf den Weg zu machen. Sie ist noch nicht aufgebrochen in die Welt, um anderen Menschen, die auf dem Weg sind, zu begegnen. Auf dem zweiten Bildteil sieht man Personen, die unterwegs sind, sich bewegen. Mir ist wichtig, zu zeigen, dass niemand allein auf dem Weg ist. Auch in meinem persönlichen Leben stelle ich fest, dass ich andere unbedingt brauche, um vorwärts zu kommen und auch, dass Jesus mit mir auf dem Weg ist. Selbst dann, wenn ich das nicht spüre. Der dritte Bildteil zeigt schliesslich das Ziel, das uns erwartet, das himmlische Jerusalem, zu dem ich stets meine Augen erhebe. Wenn man das Tryptychon als Ganzes betrachtet, sieht man, dass es Weggabelungen gibt und Steine auf der Strasse liegen. In meinen Augen widerspiegelt sich dies im christlichen Leben: Auch wenn Gott mir keinen Weg ohne Fallen und Umwege verspricht, weiss ich, wohin ich gehe und dass ich meine Hand in die seine legen darf.»

Autor
Monica Zwahlen, aufgezeichnet von Sébastien Goetschmann

Publiziert am
29.5.2019