«Die Schweiz braucht mehr von der Heilsarmee»
«Die Schweiz braucht mehr von der Heilsarmee»
Das sagt Sam Urech in seiner Halleluja-Kolumne vom 15. Oktober 2021 auf Nau.ch.
«Falls Sie nicht zum ersten Mal in einer Halleluja-Kolumne gelandet sind, haben Sie vielleicht mitbekommen, dass ich Freikirchen liebe. Auch wenn immer wieder Fehler in Freikirchen passieren, keine ist perfekt. Und falls sie es noch wäre, wäre sie es nur so lange, bis ich mich dazugesellen würde.
Denn ich bin nicht perfekt, verletze Menschen, begehe Fehler – möglicherweise geht es Ihnen ähnlich. Heute will ich über eine Freikirche reden, die zwar auch nicht perfekt ist, von der meines Erachtens aber trotzdem jede andere Institution oder Kirche noch viel lernen kann. Es ist immer alles da Aber alles der Reihe nach: Meine Söhne sitzen stets vor prallgefüllten Tellern. Wird es draussen kälter, drehen wir einfach die Heizung auf und nehmen warme Kleider hervor. Noch nie hatte jemand in unserer Familie nichts Passendes zum Anziehen oder zu wenig zu essen.
Viel zu selten bin ich mir bewusst, wie gut es uns eigentlich geht. Was für ein unfassbares Geschenk, dass wir in der Schweiz leben. Ein Land voller Friede, Ordnung, Freiheit und Wohlstand. Aber auch in der Schweiz gibt es Armut. Geistige Armut wie zum Beispiel Einsamkeit oder Sucht.
Aber auch materielle Armut. Ja, es gibt in der Schweiz Menschen, die draussen übernachten müssen. Und nein, die sind nicht einfach „selbst Schuld“. Nein, das sind keine Versager. Es kann jeden erwischen: Wir treffen eine folgenschwere Entscheidung oder der Tod eines Angehörigen wirft uns aus der Bahn.
Und schon stehen wir im Treibsand. Zum Glück gibt es Organisationen wie die Heilsarmee, die genau solche Menschen nicht vergisst. Diese wunderbare Freikirche schreibt auf ihrer Webseite: „Der Auftrag der Heilsarmee ist es, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und in seinem Namen menschliche Not ohne Ansehen der Person zu lindern.“ Halleluja! Einen besseren Auftrag kann es gar nicht geben. Nicht nur von Jesus reden, sondern sich auch so verhalten, wie es Jesus getan hat: Liebevoll den Ärmsten und Schwächsten dienen.
Ködern in der Not? Vielleicht denken Sie jetzt: „Ach, die wollen doch die Armen nur in ihrer Bedrängnis ködern um sie so leichter zu Jesus bekehren!“ Falls Sie das meinen, möchte ich Ihnen kurz etwas über unseren Glauben erzählen. Der Glaube an Jesus Christus ist nichts, was man einem anderen Menschen überstülpen könnte. Ist mir der Glaube nur aufgeschwatzt, werde ich ihn schnell wieder verwerfen. Wurde ich gar zum Glauben gezwungen, ist der Glaube nicht lebendig. Jemanden „bekehren zu wollen“ ist ein Wahnsinn.
Ja, das haben Kreuzritter getan und ja, es gibt auch heute Menschen, die das leider tun. Aber die haben nicht verstanden, was Gott will. Gott möchte eine Freundschaft mit uns Menschen. Keine Nachfolge aus Angst! Kein Machtgebaren im „Namen Gottes“. Ich rede über Jesus, weil ich der Meinung bin, dass Jesus das Beste und Aufregendste ist, was es in meinem Leben zu berichten gibt.
So wunderbar an der Heilsarmee ist, dass sie ihre Worte beeindruckend durch Taten unterstreicht. Letzten Freitag hat sie in Basel eine Statue eines Obdachlosen enthüllt. Es ist der Beginn einer Kampagne, die sichtbar machen will, was wir in unserer Gesellschaft gerne verdrängen: Obdachlosigkeit mitten unter uns. Bin so froh, wird die Heilsarmee nicht müde, für die Anliegen der Schwächsten in der Gesellschaft zu kämpfen. Genau das braucht unser Land.»
Autor
Quelle: Nau.ch (15.10.2021), Autor: Sam Urech
Publiziert am
15.10.2021