Gemeinsam musizieren im warmen Herzen Afrikas

Gemeinsam musizieren im warmen Herzen Afrikas

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Anfang August leitete eine Gruppe von Musikbegeisterten aus der Schweiz das erste Heilsarmee-Musiklager in Malawi.

Malawi ist ein eher unbekanntes Land im südlichen Afrika, das auch «das warme Herz Afrikas» genannt wird.

Eine zehnköpfige Gruppe von SwiZimAid-Mitgliedern aus der Schweiz mit Verstärkung aus England und Nordirland weilte diesen Sommer im südlichen Afrika, um erstmals überhaupt in Malawi ein Musiklager durchzuführen. Ein Teil der Gruppe war bereits in Sambia und Simbabwe unterwegs (siehe auch «Wasser ist Leben») und hat dort unter anderem Proben mit örtlichen Heilsarmee-Brassbands in Harare, Kwekwe und Bulawayo durchgeführt. Von Johannesburg aus flogen schliesslich alle Team-Mitglieder gemeinsam nach Blantyre, der zweitgrössten Stadt in Malawi. Dort traf sich das Team mit zwei Chor- und zwei Bandleitern aus Malawi, um das Lager vorzubesprechen und die letzten Vorbereitungen und Einteilungen zu treffen.

Kurz, aber intensiv
Am Donnerstag trafen dann ungefähr 100 Jugendliche und (mehrheitlich jüngere) Erwachsene aus ganz Malawi nach anstrengenden Busfahrten im Campus des College of Medicine in Blantyre ein, wo das Musiklager der Heilsarmee Gastrecht genoss. Die Hälfte der Teilnehmenden bildete den grossen Chor, die andere Hälfte wurde in Brass-Anfänger und Brassband eingeteilt. Zweieinhalb Tage standen für die Probenarbeit zur Verfügung, insgesamt also etwa 12 Stunden.

Dazwischen fanden an den zwei «vollen» Tagen Freitag und Samstag nach dem Mittagessen noch Workshops statt: Musiktheorie in verschiedenen Gruppen (vom Notenlesen bis zu Tonarten und Intervallen), Brass-Technik und Dirigieren standen zur Auswahl und stiessen auf grosses Interesse. Parallel zu den Proben hat die gelernte Instrumentenreparateurin Monika zahlreiche Brassinstrumente gewartet und repariert.

Konzert als Höhepunkt
Nach der intensiven Probenarbeit stand am Sonntag das grosse Abschlusskonzert im Saal des Heilsarmee-Korps in Bangwe, einem Vorort von Blantyre, auf dem Programm. Nachdem sich alle Gruppen aufgestellt und eingespielt hatten, geschah etwas für Afrika sehr ausgewöhnliches: die anwesende Heilsarmee-Obrigkeit beschloss offenbar, dass alle wichtigen Personen anwesend und bereit seien und eröffnete das Konzert eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn!

Nach einem etwas verhaltenen Beginn des Chors kam bei allen Beteiligten Sing- und Spielfreude auf und trotz manchen falschen Tönen und Intonationsschwächen überzeugte die Begeisterung und der fühlbare Spass am gemeinsamen Musizieren das Publikum.

Erfahrungen und Erkenntnisse
Die Heilsarmee-Leitung von Malawi war diesem Lager gegenüber sehr positiv eingestellt, hat es voll unterstützt und wusste den Beitrag des SwiZimAid-Teams zu schätzen. Captain Stanley Phiri, Public Relations Secretary der Heilsarmee Malawi, war für die Organisation vor Ort verantwortlich und hat vor und während dem Lager wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet.

Eher unerwartet war, dass offenbar nicht alle Malawier wirklich Englisch verstehen, obwohl es sich dabei um die offizielle Amtssprache handelt. Nachdem die Informationen jeweils auch in Chichewa übersetzt wurden, hat das Lagerleben spürbar besser funktioniert.

Vier Tage war eher zu kurz für das Lager, ein Tag mehr hätte eine intensivere Auseinandersetzung mit den Stücken und eine (noch) bessere Konzertvorbereitung erlaubt.

Das musikalische Niveau war meist eher tief. Im Chor waren zwar viele gute Sängerinnen und Sänger versammelt, aber kaum jemand konnte Noten lesen. Es gab einige gute und sehr gute Musikantinnen und Musikanten, aber ein guter Teil der Brassband wäre eigentlich besser in der Anfänger-Gruppe aufgehoben gewesen. Das ist aber auch kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass sich der Bestand an Brass-Instrumenten mit den im Vorfeld dieses Lagers aus der Schweiz gelieferten gut 30 bestens aufgearbeiteten Occasionsinstrumenten ungefähr verdoppelt hat. Wer kein Instrument hat, kann auch nicht üben!

Unvergessliche Erinnerungen
Hat sich der recht beträchtliche finanzielle und zeitliche Aufwand für dieses Lager gelohnt? Alle Team-Mitglieder können diese Frage sicher mit einem überzeugten Ja beantworten. Mit den zusätzlichen Instrumenten, den mitgebrachten Noten, den Workshops, der Probenarbeit und der Organisation des Lagers konnte das Team aus Europa der (Heilsarmee-)Musik in Malawi sicher einige neue Impulse geben.

Für alle Beteiligten war das Lager eine spannende und interessante Erfahrung, von dem sie unvergessliche Erinnerungen nach Hause nehmen. Die Musik hat wieder einmal unter Beweis gestellt, dass sie kulturelle und sprachliche Grenzen mühelos zu überwinden vermag.

 

 

 

Autor
Gerold Ritter

Publiziert am
27.8.2019