Christliche Werte in der Kunst

Christliche Werte in der Kunst

© Heilsarmee Sozialwerk / Limitierte Rechte

Ein General, ein kreatives Miteinander und sieben christliche Werte geben den Ausschlag zum Kunstwettbewerb der Heilsarmee.

Diese will damit in den eigenen Reihen Inklusion fördern und schöpferisches Potenzial ausloten. Ab dem 6. Juli sind die Werke im Berner Tramdepot Burgernziel, Thunstrasse 106, an der Kunstausstellung „Werte leben“ zu sehen.

Inklusion ist, wenn Menschen, unabhängig von ihren Voraussetzungen, gleichberechtigt und möglichst selbstbestimmt am Alltag teilhaben. Inklusion ist auch ein grosses Anliegen der Heilsarmee, die in ihren sozialen Institutionen eine Haltung der Partizipation lebt und eine Kultur der Verschiedenheit pflegt.

Einen Anlass mit Pioniercharakter
Im März 2018 lädt das Heilsarmee Sozialwerk alle Standortleitenden seiner sozialen Institutionen, Brocki-Filialen, Kollektiv- und Individualunterkünfte der Flüchtlingshilfe sowie der Standorte von travailPLUS und Lern.Punkt zum Tag "Inklusion erleben" ein. Dabei wird jede Führungskraft von einem Klienten oder einer Klientin begleitet: Obdachlose, Menschen mit sozialen und psychischen Problemen, Personen mit körperlichen Behinderungen, Kunden der brocki.ch oder Bewohner von Kinderheimen, Alterszentren und Asylunterkünften. Die buntgemischte, rund 200-köpfige Schar verteilt sich im Lauf des Tages auf 16 verschiedene Kreativ-Ateliers (Malen, Handwerk, Blumenbinden usw.). Am aussergewöhnlichen Anlass mit dabei ist auch der damalige General der Internationalen Heilsarmee: André Cox, vom kreativen Miteinander sichtlich ergriffen, stellt fest, wie gross das künstlerische Potential innerhalb der Heilsarmee sei. Er ermutigt die Anwesenden, das schöpferische Reservoir vermehrt auszuloten.

Sieben Werte für die Sozialarbeit
Parallel zur Förderung von Inklusion und Teilhabe erarbeitet das Sozialwerk 2017/18 die Leitlinien Christliche Soziale Arbeit. Diese basieren unter anderem auf die sieben christlichen Werte der Heilsarmee: Würde, Hoffnung, Freiheit, Nächstenliebe, Gerechtigkeit, Verantwortung und Versöhnung. Das Sozialwerk erhofft sich eine langfristige Auseinandersetzung mit diesen Werten, vor allem in der Praxis der sozialen Arbeit. Aus diesem Grund entscheidet das Team um Daniel Röthlisberger, Direktor Sozialwerk, mit den genannten Werten Karten im Postkarten format gestalten zu lassen und diese an die Leiterinnen und Leiter ihrer Standorte abzugeben. Als griffiges Tool haben Karten im Sozialwerk Tradition: Sie dienen der Visualisierung von Grundsätzen.

Ein Kunstwettbewerb entsteht
An diesem Punkt der Geschichte treffen die zwei Gedankenströme aufeinander: der Wunsch, Wertekarten zu gestalten, und das Wissen, dass innerhalb der Heilsarmee zahlreiche künstlerische Talente schlummern. Daniel Röthlisberger: "Wenn wir sieben Karten mit sieben Werten gestalten wollen – sollten wir da nicht sieben Bilder produzieren lassen?" Es entsteht die Idee, einen Kunstwettbewerb auszuschreiben und sämtliche Personen innerhalb der Heilsarmee Schweiz, Österreich & Ungarn zur Teilnahme einzuladen: Mitglieder und Mitarbeiter, Kader und Klienten, Freiwillige und Freunde. Leitmotiv der Kunstwettbewerbs ist, dass jedes Kunstwerk einen der sieben christlichen Werte darstellen muss.

Für jeden Wert ein Werk
Das Konzept gelingt: Bis Mitte November 2018 erhalten die Organisatoren eine gute Response mit insgesamt 104 Einsendungen – von Kinderzeichnungen über Werke von Bewohnern sozialer Institutionen bis hin zu Bildern von Personen aus den Korps (Gemeinden) sowie auch von Mitarbeitenden der Heilsarmee .

Zur Bewertung der Kunstwerke wird eine neunköpfige, interdisziplinäre Jury ins Leben gerufen, zu der nebst Sachverständigen, Mitglieder und Mitarbeitenden der Heilsarmee auch muslimische Flüchtlinge gehören . Die Gewinnerwerke werden in einem anonymisierten, zweistufigen Verfahren ermittelt. In einem ersten Schritt trifft die Jury anhand von Fotos eine Vorauswahl von drei bis vier Werken pro Wert. Aus diesen 23 Werken, die nun physisch vorliegen, wählt die Jury in einem zweiten Schritt die Gewinnerwerke. Eines der Prämierungskriterien ist das Format: Das Werk muss sich für die Illustration als Postkarte eignen. Die sieben prämierten Werke werden professionell fotografiert und dienen als Sujets für die sieben Wertekarten der Heilsarmee Schweiz, Österreich & Ungarn.

Grosse Bandbreite
Doch nicht nur die prämierten Werke – auch alle anderen will man der Öffentlichkeit nun zeigen. Und so wird die Kunstausstellung unter dem Titel "Werte leben" ins Auge gefasst. Von den insgesamt 104 Werken können mit dem Einverständnis der Kunstschaffenden 67 Werke im Berner Tramdepot Burgernziel an der Thunstrasse 106 ausgestellt werden: Gemälde in verschiedenen Techniken und Materialien, Skulpturen, Fotografien, Fotomontagen, Collagen und Objekte. Im Rahmen der Vernissage findet die Preisverleihung an die Künstlerinnen und Künstler der prämierten Werke statt. Die Heilsarmee freut sich, bei den fünf Gewinnern eine gute Durchmischung festzustellen: Es sind vier Männer  und eine Frau, Deutschschweizer und Romands, Personen aus Korps und sozialen Institutionen – darunter auch Bewohnende.

Schatztruhen und Reflexionen
"In alledem möchten wir Inklusion stark hervorheben", so Daniel Röthlisberger. "Wir wollten eben nicht einige Künstler damit beauftragen, perfekte Kunstwerke zu gestalten, sondern wirklich alle teilnehmen lassen." Die Wertekarten, die an der Ausstellung vorliegen, werden in Holzboxen zusammengefasst: Die sogenannten Führungsschatztruhen sollen nebst diesen Wertekarten auch alle anderen, im Lauf der Zeit erarbeiteten Führungs-, Inklusions- und Strategiegrundsätze enthalten. Jeder Standortleitende innerhalb der Heilsarmee soll eine solche Box bekommen, um damit zu arbeiten: "Man kann zum Beispiel in Gruppensitzungen eine Karte ziehen und in die Runde werfen: 'Freiheit – was bedeutet dies für uns?' Und dann den Begriff, das persönliche Verständnis der Einzelnen und die konkrete Umsetzung im Institutionsalltag reflektieren", lautet Röthlisbergers Vision. "Auch helfen die Werte verstehen, was unsere Organisation eigentlich will."

 

Ausstellung

Tramdepot Burgernziel, Thunstrasse 106, 3006 Bern, offen 6. bis 25. Juli, jeweils Mittwoch bis Samstag, 14.00 bis 20.00 Uhr und Sonntag, 11.00 bis 16.00 Uhr

 

Ateliers

Für die Dauer der Ausstellung werden für die Öffentlichkeit sechs Kreativ-Atelier angeboten:
Freies Malen: Mittwoch, 10. Juli, 15.00 bis 17.00 Uhr
Einführung in die Aquarellmalerei: Donnerstag, 11. Juli, 14.00 bis 17.00 Uhr
Handlettering: Mittwoch, 17. Juli, 15.00 bis 16.00 Uhr
Face painting: Donnerstag, 18. Juli, 3 x 1 Stunde von 15.00 bis 19.00 Uhr
Piccolocasso “Freies Malen“: Sonntag, 21. Juli, 3 x 1 Stunde von 11.00 bis 16.00 Uhr
Theaterworkshop: Mittwoch, 24. Juli, 14.00 bis 17 Uhr
Infos und Anmeldung online

Medienkontakt
Daniel Röthlisberger
Direktor Sozialwerk
daniel_roethlisberger@heilsarmee.ch
Tel. +41 31 388 06 17

Autor
Livia Hofer

Publiziert am
17.6.2019